Die meisten Bewerber sind neugierig und wollen Hollywood schnuppern. Manche sehen im Komparsen-Job aber auch die Chance, entdeckt zu werden.

Potsdam. Die ersten standen morgens um neun Uhr vor den Toren des Filmstudios Babelsberg. Eine Stunde vor Casting-Beginn waren es schon etwa fünf Dutzend – und dann kamen sie zu hunderten. Um als Komparsen in einem Film von Oscar-Preisträger George Clooney mitzumachen, drängten vor allem junge Männer am Sonnabend auf das Studiogelände in Potsdam. Ungeachtet klirrender Kälte und Clooneys Abwesenheit reihten sie sich geduldig in die Schlange, um bei „The Monuments Men“ mit dabei zu sein. Insgesamt bewarben sich rund 3500 Menschen – darunter auch Kinder.

„Ich fände es ganz cool, wenn ich bei so einem großen Film zu sehen wäre“, sagt Jura-Studentin Nadine Gerstenkorn. Die 21-jährige Blondine ist mit Freundin Jana (21) und Freund Michael (24) gekommen. Vor allem er dürfte Chancen haben, bei Clooneys Film mitzumachen. Denn die Berliner Castingagentur „Filmgesichter“ sucht vor allem Männer zwischen 18 und 50 Jahren für den Streifen. In dem Film, der in der Zeit des Zweiten Weltkrieges spielt, soll es Massenszenen mit Soldaten geben.

„Wir brauchen zwischen 5000 bis 8000 Komparsen“, erklärt Studiosprecher Eike Wolf. Babelsberg produziert das Projekt mit Clooney, der auch Regisseur ist. „Militärische Erfahrungen“ seien von Vorteil. Ein entsprechender Vermerk ist auf dem „Darstellerbogen“ zu finden, den die Interessenten ausfüllen müssen. „Es gibt auch kleinere Motive, bei denen auch Komparsen deutlicher zu sehen sind“, sagt Wolf.

Auf so eine Rolle hofft Erik Winkel aus Frankfurt (Oder). Der 22-Jährige will zum Film. Bühnenerfahrung habe er bereits, berichtet er stolz. Seine dunkelblonden, kinnlangen Haare hält er mit einem Haarreif aus dem Gesicht. Laut Castingagentur müssen die Komparsen zu einem Fasson-Haarschnitt der 40er Jahre bereit sein. „Kein Problem“, sagt Winkel. „Die können mit meinen Haaren machen was sie wollen, so lange ich in den Film komme.“

Ob das der Fall ist, bleibt zunächst offen. Nach einem Foto im Studio werden die Bewerber nach Hause geschickt. „Angesichts der Castings-Shows im Fernsehen erwarten die Menschen sofort eine Entscheidung – aber das geht bei uns nicht so“, erklärt Dennis Becker, zuständig für das Komparsen-Casting. Die Rollenbesetzung beginne, wenn die Daten der Bewerber im Computersystem verarbeitet seien. „Wir melden uns ab sofort – aber man muss etwas Geduld haben.“

Becker zeigte sich sehr zufrieden mit dem Casting: Wie gewünscht, waren etwa 80 Prozent der Bewerber männlich. Aber auch Frauen waren willkommen – allerdings nur ohne künstliche Fingernägel, auffällige Solarienbräune und Piercings oder sichtbare Tattoos. Neben den neuen Interessenten verfügt die Agentur über eine gute Datenbank: So führte „Filmgesichter“ auch bei dem Groß-Casting 2008 für das Kriegsdrama „Inglourious Basterds“ von Kult-Regisseur Quentin Tarantino Regie.

Angesichts dieses Personalpools gehen Agentur und Studio davon aus, dass kein weiteres Casting nötig ist, um den Film zu besetzen. „Außerdem nutzen viele Interessenten unser Angebot, sich online oder bei den wöchentlichen Castings zu bewerben“, so Becker.

Anfang März sollen die Dreharbeiten für den Streifen von Clooney starten, der dafür auf dem Potsdamer Studiogelände ein eigenes Büro hat. Gedreht wird vor allem in Berlin und Brandenburg, aber wohl auch in Sachsen-Anhalt, wo der Hollywood-Star bei Motivsuche im Harz gesichtet wurde. Am Set werden auch Stars erwartet wie Matt Damon („Bourne Identity“), Cate Blanchett („Aviator“) oder Daniel Craig („James Bond“).