San Donaci. Wenn die Glocken in San Donaci läuten, geht Ciccio zur Kirche. Obwohl sein Frauchen bereits vor zwei Monaten gestorben ist, legt sich der zwölf Jahre alte Schäferhund von Elisabetta Lochi, 57, noch immer jeden Tag während der Messe an den Altar - offensichtlich in der Hoffnung, dass sie zurückkommt.

In dem Gotteshaus in der Nähe von Brindisi in Süditalien feierte der Pfarrer des 7000-Seelen-Ortes vor zwei Monaten vor leeren Kirchenbänken das Requiem für Lochi. Aus den Abruzzen stammend, fand sie zwar kaum Anschluss im Ort, dafür kümmerte sie sich hingebungsvoll um herrenlose Hunde. Inmitten der anderen Tiere nahm der Schäferhund einen Ehrenplatz ein. Sie hatte ihn zum Beispiel gelehrt, geduldig vor der Kirche und vor den Geschäften auf sie zu warten. Der Pfarrer bringt es nun nicht übers Herz, dem trauernden Tier die Teilnahme am Gottesdienst zu verweigern. Und so liegt es bei der Kommunionausteilung vor dem Altar.

Bürgermeister Domenico Serio wollte Ciccio eigentlich aufnehmen. "Als wir ihn mit nach Hause nehmen wollten, kamen aber alle auf uns zu, der Mann vom Imbiss, der Schlachter und viele andere, denn der ganze Ort hatte ihn bereits adoptiert." Bei so viel Liebe dürfte er irgendwann den Verlust seines Frauchens verwinden.

Das Verhalten der Bewohner ist ungewöhnlich für die Menschen in der Region. Viele Süditaliener jagen ihre Tiere vom Hof, wenn sie alt werden. Moderne Tierheime gibt es nicht.