Der Streit über Äußerungen und die Zukunft von Berlins Zoo-Chef Blaszkiewitz spitzt sich zu. Der Aufsichtsrat hat eine Sitzung einberufen.

Berlin. Nach der massiven Kritik an Berlins Zoo- und Tierparkchef Bernhard Blaszkiewitz wollen Aufsichtsratsmitglieder in einer Krisensitzung über mögliche Konsequenzen beraten. Wegen der umstrittenen Äußerungen des Zoo-Vorstands über Mitarbeiterinnen wollten die Kontrolleure am (heutigen) Montagnachmittag (16.00) die Betroffenen befragen. Auch Blaszkiewitz selbst und der Betriebsrat des Tierparks Friedrichsfelde sollten sich vor dem Präsidium des Aufsichtsrats äußern, sagte die Sprecherin des Zoologischen Gartens, Claudia Bienek, ohne Details zum Zeitpunkt und Ort des Treffens zu nennen. Der Ort soll geheimbleiben.

Blaszkiewitz steht wegen frauenfeindlicher Äußerungen in der Kritik. Er hat eingeräumt, in internen Schreiben Mitarbeiterinnen mit der Formel 0,1 gekennzeichnet zu haben. Dies bezeichnet in der Zoo-Welt „Weibchen“, bei bestimmten Tierarten auch „Zuchtstuten“. Außerdem soll er Mitarbeitern vorgeworfen haben, sie würden Weihnachtsgeld annehmen, obwohl sie nicht in der Kirche seien.

„Wir müssen die Vorwürfe erst einmal prüfen“, sagte der Aufsichtsratsvorsitzende Frank Bruckmann. Außerdem müsse geprüft werden, ob die Äußerungen „Konsequenzen haben und wenn ja, welche“.

Berlins Frauen-Senatorin Dilek Kolat hatte am Sonntag Blaszkiewitz in seinen Funktionen als nicht mehr tragbar bezeichnet. Wer so handele, habe sich als Führungspersönlichkeit disqualifiziert. Offene Rücktrittsforderungen kamen von Abgeordneten der Grünen-Fraktion. Äußerst scharfe Kritik äußerte auch die Gewerkschaftsvorsitzende Susanne Stumpenhusen von Verdi. Sie sprach sogar von „Quatsch“ und „Blödsinn“ und hob hervor, dass Weihnachtsgeld eine tarifliche Leistung sei und unabhängig von der Einstellung zur Religion an alle gezahlt werden müsse.

Der Vorsitzende des Zoo-Fördervereins, Thomas Ziolko, begrüßte am Montag die schnelle Reaktion des Aufsichtsrats, die Sitzung bereits für Montag einzuberufen. Die Entscheidung sei abzuwarten. Ziolko äußerte sich auch grundlegend zur Lage von Zoo und Tierpark. Es kämen große Herausforderungen auf beide Anlagen zu, langfristig die Finanzen sicherzustellen. „Es geht ja um die Entwicklung vom Tierpark und vom Zoo.“ Die Lage sei schwierig. Die Zahlungen des Senats an den Zoo von bisher etwa 2 Millionen Euro jährlich waren Anfang 2012 komplett gestoppt worden. Die Mittel für Friedrichsfelde sind gekürzt worden, betrugen zuletzt nur noch etwa 5,4 Millionen Euro und sind für 2013 auf 5,2 Millionen Euro festgeschrieben. Es gelte, „Schaden vom Unternehmen abzuwenden und nach vorn zu schauen“. Er sei sicher, dass der Aufsichtsrat „eine Entscheidung trifft, die für die Zukunft beider Einrichtungen richtig ist“.

Blaszkiewitz leitete den Tierpark im Ostteil Berlins seit 1991. Von 2007 an übernahm er als Nachfolger von Jürgen Lange auch den Chefposten im Zoologischen Garten nahe Bahnhof Zoo und Gedächtniskirche. Der 58-Jährige studierte Biologie an der Freien Universität Berlin und volontierte als Tierpfleger im Zoologischen Garten. Später war er auch tätig im Zoo von Frankfurt am Main und im Ruhr-Zoo Gelsenkirchen, ehe er nach Berlin zurückkehrte.