Filmstar Gérard Depardieu ist zur Stippvisite nach Montenegro gekommen. Er malt die Zukunft des Landes in rosigen Farben.

Podgorica/Belgrad. Er fliegt in einem Hubschrauber durch das Land und wird vom Regierungschef in der Villa für Staatsgäste empfangen: Gérard Depardieu ist auf Kurzbesuch im kleinen Montenegro. Dort traf sich der 64-Jährige am Dienstag mit Regierungschef Milo Djukanovic und Kultusminister Branislav Micunovic. Aber eigentlich hätte der Filmstar an dem Tag nicht an der südlichen Adria, sondern in Paris sein sollen – wegen einer Anhörung vor Gericht. Hintergrund ist ein Roller-Unfall mit 1,8 Promille in Frankreich.

Sein Anwalt hatte das Fehlen des Schauspielers mit beruflichen Verpflichtungen im Ausland begründet. Wegen eines neuen Filmprojekts habe Depardieu am Dienstag „unbedingt“ an einem Treffen mit den Produzenten „in einem Balkanland“ teilnehmen müssen – gesichtet wurde er im 620.000-Einwohner-Staat Montenegro. Zuletzt hatte Depardieu mit seinem neuen russischen Pass viel Wirbel gemacht. Medienberichten zufolge hatte Montenegro Depardieu noch vor Russland einen Pass angeboten. Die Regierung ist seit Jahren auf der Jagd nach berühmten Namen, um die kriselnde Tourismusbranche auf Touren zu bringen.

Der Schauspieler lobte auch gleich den EU-Beitrittskandidaten. Er prognostizierte dem Land eine glänzende Zukunft: als Schwergewicht im Tourismus, in der Kultur, beim Wein und guten Essen, sogar in der Filmindustrie. „Ich hoffe, dass euch der Euro nicht verarmen lässt“, sagte der einstige Film-Obelix laut Medienberichten (Mittwoch) auf einer Pressekonferenz in Podgorica am Dienstag. „Dabei bin ich sicher, dass er (der Euro) das nicht tun wird. Vielleicht wird der Euro große Länder arm machen, aber kleine Länder nicht“.

Depardieu stellte sich als „Weltbürger“ vor und lobte: „Montenegro ist ein sehr schönes Land mit eigenständigem Temperament und eigenständiger Kultur.“ Der russische Pass könnte nicht das letzte Dokument sein. „Wenn ich die montenegrinische Staatsbürgerschaft bekäme, könnte ich eine Art Botschafter und Vermittler gegenüber der Welt werden.“ Das plane er „ohne irgendein materielles Interesse, sondern nur aus Liebe, die ich Ihrem Land gegenüber empfinde“, zitierten ihn die Zeitungen am Mittwoch.

Warum genau der Schauspieler nach Montenegro kam, blieb unklar. Angeblich wollte er sich ein Grundstück ansehen. Er machte seinen erstaunten Gastgebern folgenden Vorschlag: Sie sollten mitten zwischen den hohen Bergen um die alte Hauptstadt Cetinje „Hallen für die Schaffung von Studios für eine Filmindustrie“ nutzen. Er werde dann international bekannte Schauspieler nach Montenegro bringen und auch selbst dort einen Film drehen.

Gar nicht genug loben konnte der Weingutbesitzer lokale Tischweine, die auf den internationalen Weinkarten nicht zu finden seien. „Die sind unglaublich!“ Die Landschaft mit seinen „unglaublichen Weingärten“ erfülle ihn „mit Energie, Weichheit und Schönheit“.

Am Ende seines eintägigen Besuches widmete sich Depardieu dann noch dem Thema Immobilien. Er habe gehört, dass „Montenegro zum Verkauf stehe, aber das ist nicht wahr“. Montenegro sei keineswegs das „Monte Carlo für Russen“. In den vergangenen Jahren hatten russische Oligarchen mit Geld aus zweifelhaften Quellen die halbe Adriaküste aufgekauft. Djukanovic ist seit über zwei Jahrzehnten fast ununterbrochen entweder Regierungs- oder Staatschef. Die Opposition kritisiert, er regiere Montenegro mit einer Gruppe von Superreichen wie seinen Privatstaat.