Caracas. Der Name Missoni steht weltweit allgemein für luxuriösen Strick. Doch anstatt der in Mailand anstehenden Männermodenschauen gibt es in Italien seit Tagen nur noch ein Thema: das spurlose Verschwinden des Modezars Vittorio Missoni in Südamerika. Nach Weihnachten und Neujahr im Archipel Los Roques hatte der 58 Jahre alte Sohn des Firmengründers am Freitag mit seiner Frau und zwei Freunden den Heimweg angetreten. Dann brach zehn Seemeilen südlich der Insel der Funkverkehr ab. Seitdem sind Flugzeug und Insassen verschollen. Die Familie hüllt sich in banges Schweigen und klammert sich an den Gedanken einer möglichen Entführung durch Drogenbosse. "Alles ist besser, als dass sie auf dem Meeresgrund liegen und wir sie nie wiedersehen", zitiert sie am Montag das Blatt "Il Giornale".

"Sie sind direkt vor mir verschwunden - verschluckt von einer riesigen Wolkenmasse", sagte der Venezolaner Enrique Rada einem italienischen Radiosender. Der einheimische Pilot war mit seiner Cessna 402 exakt eine Minute nach Missoni gestartet. Er und seine Kollegen halten einen Unfall für gut möglich. So könne die Elektrizität in jenen Wolken ein kleines Flugzeug leicht zerstören. Doch neben dem Zweifel, warum ein erfahrener Pilot wie der der kleinen BN-2 sich in eine solche Wolkenmasse reingewagt haben sollte, bleiben noch andere Unklarheiten, die der Familie Hoffnung geben.

Der Flug von Los Roques nach Caracas dauert etwa 45 Minuten. Warum hat also der Zweimotorer, der Missoni mit Frau und Freunden im Nichts verschwinden ließ, Treibstoff für mindestens drei Flugstunden im Tank gehabt? Seit Jahren gehen Gerüchte um, dass kolumbianische Drogenkartelle etwas mit dem Verschwinden von Kleinflugzeugen zu tun haben könnten.

Wegen rauer See gestaltet sich die Suche bislang schwierig. Nach drei Tagen ist sie am Montag intensiviert worden. Die Nationalgarde durchsuchte ein Gebiet von mehr als 660 Quadratkilometern.