Juan Carlos von Spanien wird 75. Trotz Elefantenjagd und möglicher Affären ist der Monarch bei seinem Volk beliebt

Madrid. Er ist ein Mann der klaren Worte. Als Venezuelas Staatspräsident Hugo Chavez in Santiago de Chile während eines ibero-amerikanischen Gipfeltreffens Spaniens damaligen Ministerpräsidenten José Zapatero permanent unterbrach, wetterte Juan Carlos "Warum hältst du nicht die Klappe?" Das brachte dem spanischen König 2007 so viel Sympathie ein, dass seine Zurechtweisung auch als Klingelton im Heimatland Furore machte. Eine halbe Million Spanier luden sie als Klingelton fürs Handy herunter - mit vielen verschiedenen Musikstilen unterlegt.

Und als er sich nach seiner umstrittenen Elefantenjagd in Botswana 2012 öffentlich entschuldigte - eine Geste, die in Spanien beispiellos ist - verstummten selbst seine größten Kritiker.

An diesem Sonnabend wird Juan Carlos 75 Jahre alt. "Hier musst du dir den Thron immer aufs Neue verdienen, Tag für Tag, Monat für Monat und Jahr für Jahr", hatte er schon früh erkannt. "Wenn du das Volk gegen dich hast, kannst du einpacken." Der König hatte sich den Thron hart erarbeiten müssen. Als er im November 1975 gekrönt wurde, haftete dem jungen Bourbonen der Ruf an, ein Zögling des Diktators Francisco Franco (1892-1975) zu sein, der ihn zu seinem Nachfolger als Staatschef erkoren hatte. Doch der Monarch überraschte alle Skeptiker damit, dass er die Diktatur nicht fortführte, sondern auf Machtbefugnisse verzichtete und den Anstoß zu demokratischen Reformen gab. Die letzten Zweifler brachte er auf seine Seite, als er am 23. Februar 1981 die junge Demokratie gegen einen Putschversuch der Militärs verteidigte.

Der König gewann die Sympathien seiner Landsleute durch seine herzliche und offene Art. Als "Bürgerkönig" hält er weder Hofstaat, noch lebt er in einem prunkvollen Schloss. Das Budget des Königshauses beträgt nur ein Bruchteil der Gelder, über die die britische Königin Elizabeth II. oder der marokkanische König Mohammed VI. verfügen. Im Zuge der weltweiten Finanzkrise kürzte er im Sommer dieses Jahres sogar selbst sein Budget um 7,1 Prozent - 20.910 Euro im Jahr weniger.

Das Jahr 2012 dürfte für Juan Carlos eines der schwersten und bittersten seit seiner Thronbesteigung gewesen sein. Böse Zungen sprechen vom "Jahr des Elefanten". Doch der "Bürgerkönig" weiß, was er seinem Land schuldig ist. Trotz seiner angeschlagenen Gesundheit - er wurde im vergangenen Jahr innerhalb kurzer Zeit dreimal an der Hüfte operiert - und trotz seines Alters warb er auf Reisen nach Brasilien, Chile oder Indien für das von Krisen geschüttelte Euro-Land. Und polierte nebenbei seinen Ruf wieder auf. Dieser war unter anderem durch angebliche Affären in Verruf geraten. So soll er mit der Deutschen Corinna zu Sayn-Wittgenstein, 47, eine außereheliche Beziehung gehabt haben. Immer wieder wurde die Blondine an seiner Seite gesehen. Sie teilt mit ihm nicht nur die Leidenschaft fürs Jagen und Segeln, sie begleitete ihn auch regelmäßig auf Auslandsreisen.

Die Presse übte ungewöhnlich scharfe Kritik am Monarchen und berichtete erstmals offen und ausführlich über angebliche Eheprobleme des Königspaars. Einige Politiker legten Juan Carlos gar eine Abdankung zugunsten des Kronprinzen Felipe nahe.

Nach Erhebungen des Königshauses ist der Imageschaden mittlerweile weitgehend behoben. Trotz Elefantenjagd und Affären leistet Juan Carlos, der mit Königin Sophia, 74, seit 1962 verheiratet ist und mit ihr drei Kinder hat, seinem Land nach Ansicht von Experten wertvolle Dienste. "Ich bin kein Monarchist, aber angesichts der politischen Spannungen ist die konstitutionelle Monarchie für die Demokratie in Spanien von großer Bedeutung", betonte der britische Historiker und Spanien-Kenner Paul Preston. "Wenn Spanien jetzt eine Republik wäre, ließe sich wohl kaum ein Staatspräsident finden, der seine Amtsgeschäfte so neutral ausüben würde wie der König."

Eine Affäre ist allerdings noch nicht ausgestanden. Dieses Jahr wird voraussichtlich Anklage gegen Iñaki Urdangarín, 44, erhoben, den Schwiegersohn des Königs. Der Ehemann seiner jüngsten Tochter Cristina, 47, hatte im Februar 2012 als erstes Mitglied der königlichen Familie als Beschuldigter vor einem Ermittlungsrichter aussagen müssen. Der frühere Handballstar soll als Präsident der gemeinnützigen Stiftung Instituto Nóos mit einem Partner Millionen Euro an Steuergeldern veruntreut haben.