Der frühere IWF-Chef soll Millionen gezahlt haben, um New Yorker Hotelaffäre zu beenden

New York/Paris. Dominique Strauss-Kahn (DSK, 63) tauchte gar nicht auf, Nafissatou Diallo, 33, zeigte sich wie zu Beginn der Affäre vor 19 Monaten: gottesfürchtig, mit Kopftuch und still. "Ich danke allen, die mich unterstützt haben. Gott segne euch alle", sagte sie und verschwand. Und mit ihr der Skandal des Jahres 2011. Die Affäre um den damaligen Währungsfondschef Strauss-Kahn, der das Zimmermädchen in New York vergewaltigt haben soll, ist juristisch abgeschlossen. Wie sich beide Seiten geeinigt haben, ist unklar. Allerdings dürfte die kurze Begegnung den Franzosen Millionen gekostet haben.

"Die Vertreter beider Seiten haben vor zehn Minuten eine Einigung in meinem Richterzimmer unterzeichnet", sagte Richter Douglas McKeon im edlen Gerichtssaal in der nicht ganz so edlen Bronx. Die Juristen hatten vor zwei Wochen eine Einigung gefunden, die jetzt im Gericht besiegelt wurde. "Der Fall ist damit abgeschlossen." Das gilt auch für Diallos Klage gegen die "New York Post", die sie mit Prostitution in Zusammenhang gebracht hat. "Auch hier wurde eine Einigung erzielt", sagte McKeon ohne weitere Einzelheiten zu nennen.

Dabei gäbe es so viel zu erzählen. Amerikanische und französische Medien hatten berichtet, Strauss-Kahns Deal mit Diallo lege eine Zahlung von sechs Millionen Dollar (gut 4,6 Millionen Euro) fest. Dafür gab es aber keinerlei Bestätigung. Nach der Einigung trat Diallo mit ihren Anwälten zwar vor Dutzende Mikrofone, aber nach weniger als einer Minute war der Auftritt schon wieder beendet.

Genau 576 Tage zuvor war Strauss-Kahn aus der ersten Klasse seines Paris-Fluges heraus verhaftet worden. Diallo warf ihm vor, sie nackt überfallen und zu Oralsex gezwungen zu haben. Strauss-Kahn bestritt das und sprach später von einvernehmlichem Sex. Die Bilder des unrasierten DSK in Handschellen, der kurz zuvor noch einer der mächtigsten Männer der Welt war, schockierten nicht nur Frankreich.

Bald wurden Zweifel an Diallos Glaubwürdigkeit laut. Galt sie anfangs als naive, streng religiöse, hart arbeitende Migrantin, wurde bald klar, dass sie oft und kräftig gelogen hatte und finanziellen Dingen nicht abgeneigt war. Zu viele Teile ihrer Schilderung blieben zweifelhaft. Strafrechtlich platzte das Verfahren. Strauss-Kahns Welt lag dennoch in Trümmern. Er verlor Amt, Aussicht auf die französische Präsidentschaft und letztlich auch seine Frau.

Und Millionen Euro. Der französische TV-Nachrichtensender BMFTV hat ausgerechnet, was die Affäre jenseits der Einigung gekostet haben dürfte. Das beginnt mit der Kaution von einer Million Dollar, für die ein Vermittler zehn Prozent, also 100.000 Dollar, kassiert haben soll. Als Strauss-Kahn unter strengstem Hausarrest stand, war die Miete noch das wenigste - obwohl die auch 180.000 Dollar für drei Monate betragen haben soll. Weit teurer seien die vom Gericht verfügte Sicherheitstechnik und der bewaffnete Wachmann gewesen: 600.000 Dollar. Nur wenig günstiger waren die Privatdetektive, die Diallos Vergangenheit unter die Lupe nahmen. Die Rechnung wird auf mindestens 500.000 Dollar geschätzt. Der größte Posten sind die Juristen - satte vier Millionen Dollar. Alles in allem kommt BMFTV auf knapp 5,4 Millionen Dollar. Immerhin: Bei einer Verurteilung hätten ihm 15 Jahre Haft gedroht.

In Frankreich ist für Strauss-Kahn der juristische Ärger noch nicht ausgestanden. Er erfährt erst in der kommenden Woche, ob weiterhin gegen ihn wegen Zuhälterei ermittelt wird, nachdem er in Paris und Washington an Sexpartys teilgenommen und dies auch eingeräumt hatte. Nach Angaben seiner Anwälte wusste der Franzose aber nicht, dass dabei anwesende Frauen Prostituierte waren ...