Australier bestreiten aber Verantwortung für die Veröffentlichung des Gesprächs

Sydney. Knapp eine Woche ist es her, da jubelte die australische Radiomoderatorin Mel Greig, 30, über "das Highlight meiner Karriere": Das Telefongespräch von ihr und Michael Christian mit der Londoner Privatklinik, in der Herzogin Kate, 30, wegen Schwangerschaftsübelkeit behandelt wurde, machte weltweit Schlagzeilen.

Jetzt schluchzte die Blondine in zwei tränenreichen TV-Interviews: "Schlechter als augenblicklich könnte ich mich gar nicht fühlen. Unsere Karrieren sind im Moment nicht wichtig." Ein drittes Interview sagten sie und Christian ab, weil sie emotional nicht mehr in der Lage dazu seien. Der mutmaßliche Selbstmord der Krankenschwester Jacintha Saldanha, 46, die das Gespräch auf Kates Station durchgestellt hatte, weil sich die Anrufer als Queen und Prinz Charles ausgaben, hat die Seelenlage des Duos so radikal umschlagen lassen, dass Greig und Christian nicht nur Saldanha, sondern auch sich selbst als Opfer des tragisch missglückten Senderscherzes empfinden.

"Falls wir irgendetwas mit ihrem Tod zu tun hatten, tut uns das sehr leid", sagte Greig. Wie sie auf die Todesnachricht reagiert habe, wollte Clare Brady von der "Today Tonight"-Show wissen. "Meine erste Frage war", erwiderte Greig, "war sie eine Mutter?" Als bekannt wurde, dass Saldanha zwei Kinder hatte, fühlte sich Greig "tieftraurig für die Familie" und Christian "mit gebrochenem Herzen am Boden zerstört".

Das Bedauern klang aufrichtig, ein Eingeständnis eigenen Verschuldens war es nicht. "Man konnte doch nicht ahnen, dass wegen eines Scherzanrufs so etwas passiert. Es hatte doch nie so weit gehen sollen. Es war als ein alberner kleiner Witz gedacht, wie ihn Leute schon so oft gemacht haben", sagte Greig. "Es war als Blödheit konzipiert. Die Akzente waren schrecklich. Es war nie geplant, dass wir so weit kommen würden, mit dem Bellen der Corgis im Hintergrund. Wir wollten eindeutig einen Ulk machen." Christian ergänzte: "Und als die Verulkten sollten wir selbst dastehen. Es ging nicht um den Versuch, jemanden reinzulegen. Mit den verstellten Stimmen gingen wir davon aus, dass man uns abkanzeln würde, und das sollte eben der Gag sein - dass man über uns lachen würde." Greig bekräftigte: "Genau, mit unseren albernen Stimmen wollten wir, dass aufgelegt würde und wir ein 20-Sekunden-Segment mit unseren blöd verstellten Stimmen würden senden könnten." Die Idee sei auf einer Redaktionskonferenz entstanden, und der Mitschnitt von höherer Stelle abgesegnet worden. Der Sender behauptet, man habe vorher "mindestens fünfmal" vergeblich versucht, die Klinik telefonisch zu erreichen, um deren Genehmigung einzuholen, was das Krankenhaus allerdings bestreitet. Seit Saldanhas Tod hat der Sender, dessen Aktienwert um sechs Prozent gefallen ist, die Show eingestellt und alle "Scherzanrufe" gestoppt.

Das suspendierte Moderatorenduo, gegen das nach den Worten des Senders "eine Hexenjagd aus England" tobt, wird in einem Hotel in Sydney psychologisch betreut. Scotland Yard hat die Absicht angedeutet, die beiden durch eigene Beamte oder australische Kollegen befragen zu lassen. Möglicherweise werden sie als Zeugen zur gerichtsamtlichen Untersuchung von Saldanhas Tod vorgeladen und dabei mit den Hinterbliebenen konfrontiert. "Wenn die Familie das will, um so etwas wie einen Schlussstrich zu ziehen, dann mache ich das, absolut", versicherte Greig. Hat sie versucht, Kontakt zu der Familie aufzunehmen? "Ich glaube, der Zeitpunkt ist noch nicht geeignet. An dieser Stelle möchte ich jedoch sagen: Wir denken an euch."