Mehrere Experten sehen deutliche Anzeichen für starken Frost auf der Nordhalbkugel

Hamburg. Tief Johanna hält Hamburg im eisigen Griff: Mit 270 Streufahrzeugen und 900 Einsatzkräften musste der Winterdienst bereits zum Großeinsatz ausrücken. 10 000 Überwege und Zebrastreifen an Kreuzungen, 4000 Bushaltestellen, Geh- und Fahrradwege sowie wichtige Hauptverkehrsstraßen wurden geräumt. 300 Tonnen Salz und Sand wurden bisher ausgebracht. Auf insgesamt 25 000 Tonnen kann die Stadtreinigung in den Wintermonaten zurückgreifen. "Wir sind in voller Alarmbereitschaft", sagte Reinhard Fiedler.

Und wie lautet die Vorhersage für den Winter 2012/13? "In den kommenden vier Wochen werden in Deutschland die Kategorien ,Etwas zu kalt' bis ,Zu kalt' eine große Rolle spielen. Dabei bleibt es in Deutschland eher niederschlagsarm. Insgesamt ist dann aber mit einem normalen bis milden Winter zu rechnen", sagt Kirsten Zimmermann vom Deutschen Wetterdienst in Offenbach und weist darauf hin, dass "für präzise, langfristige Prognosen die Atmosphäre zu chaotisch ist". Um Weihnachten herum wird es dann aber fast überall wieder milder - Deutschland taut größtenteils wieder auf bis zum Jahresende.

Judah Cohen, US-Meteorologe und Klimaforscher vom Massachusetts Institute of Technology in Cambridge, erkennt "einen Trend zu rauen Wintern auf der nördlichen Erdhalbkugel". Für den Wissenschaftler lässt sich an der Schneedecke in Sibirien relativ exakt vorhersagen, wie der bevorstehende Winter in Deutschland wird: Wächst sie schneller als normal, wird der Winter kalt. Wächst sie langsam, wird der Winter eher mild. "Im Oktober dieses Jahres ist die Schneedecke in Sibirien viel schneller gewachsen als normal. Es wird hart werden dieses Jahr."

Hans Graf, Professor für Meteorologie und Klimaforschung an der University of Cambridge in Großbritannien, ist eher vorsichtig mit Vorhersagen. Der Experte hat zwar ein Verfahren für verlässliche Winterprognosen in Mitteleuropa entwickelt. Es ist eine Art Faustregel, mit der sich bereits im Spätsommer prognostizieren lässt, ob der Winter kalt wird oder eher mild. "Das Verfahren war zwar in den vergangenen drei Wintern zuverlässig. Dennoch werde ich für diesen Winter keine Prognose ausgeben. Alles ist drin."

"Es gibt einen kalten Winter mit viel Schnee", sagen die sechs berühmten "Wetterschmöcker" aus dem Schweizer Muotathal. Die Herren, zwischen 70 und 80 Jahre alt, treffen sich jedes Jahr Ende Oktober in einem Schweizer Gasthaus. Mit Isobaren haben sie ebenso wenig am Hut wie mit Polarwirbeln und Azorenhochs. Für ihre Vorhersagen ziehen sie Würmer, Ameisen und Fichtenzapfen heran.

In diesem Jahr fällt ihr Urteil überraschend eindeutig aus: "Zusammengefasst gibt es nach einem schönen, aber kalten Vorwinter viel Schnee und tiefe Temperaturen. Der Frühling wird recht früh ins Land ziehen." Woran sie das sehen? Zum Beispiel an den dicken Ameisen. "Die Tiere haben sich Speck für einen harten Winter angefressen."