Weltmeisterschaft im Kopfrechnen: In 14 Sekunden wusste der 17-jährige Deutsche Andreas Berger das Ergebnis - ohne Hilfsmittel.

Münster. Was ist die Wurzel aus 7.533.198.436? Für ein Mathe-Genie aus Jena ist das überhaupt kein Problem. Andreas Berger, 17, konnte das Ergebnis innerhalb kürzester Zeit präsentieren. Nach 14 Sekunden stellte er klar: 86.794. Ohne Taschenrechner und ohne Schmierzettel!

Damit ist der Thüringer Weltmeister im Kopfrechnen bei den 13- bis 17-Jährigen. Gekürt wurde er am Wochenende im Münsteraner Schloss in Nordrhein-Westfalen. "Eine Wurzel zu ziehen ist ja auch einfach", sagte er nach der Siegerehrung. Bei der Meisterschaft löste der Gymnasiast insgesamt über 80 Prozent der 300 Rechenaufgaben richtig. "Ich habe mir danach schon gedacht, dass ich ganz gut abgeschnitten habe, aber das war jetzt auch meine letzte WM", sagt der dreifache Weltmeister. 2013 ist er mit 18 Jahren zu alt. Seine Leidenschaft für Zahlen und Rechenoperationen begann schon mit zweieinhalb Jahren, als er einen Taschenrechner fand und fasziniert davon war, dass ganze Zahlenabfolgen auf Tastendruck auf dem Display sichtbar wurden. Ein Jahr später versuchte er, Strukturen in Telefonbüchern zu identifizieren und Statistiken über die Häufigkeit von Nachnamen zu erstellen.

Der zweite Goldgewinner ist Martin Drees, 12, aus Cadolzburg. Er gewann in der Kategorie der Acht- bis Zwölfjährigen den WM-Titel und war vor dem Wettbewerb überhaupt nicht nervös. "Ich habe in Nürnberg schon teilgenommen und im letzten Jahr bei der deutschen Meisterschaft. Da weiß man, was man schafft", sagte der Schüler. 2013 muss er gegen die Großen antreten, und nach der Schule möchte er Mathematik studieren. Da ist er sich jetzt schon ganz sicher. "Es macht einfach total Spaß, sich Lösungswege für knifflige Aufgaben zu überlegen." Nicht so wie Aufsätze schreiben. Das findet der Bayer viel schwieriger.

Knapp hinter Martin Drees konnte sich Wenzel Grüß, 10, aus Bad Iburg behaupten. Der blonde Junge, der nach eigenem Bekunden lieber Wurzeln zieht als Wurzeln isst, hat nach Meinung der Veranstalter ganz hervorragend abgeschnitten. In einem Gesamtklassement aller Teilnehmer lag der Niedersachse nur elf Punkte hinter dem Sieger Andreas Berger.

Die Knobelaufgaben hat sich Gert Mittring ausgedacht, neunmaliger Weltmeister im Kopfrechnen. "Natürlich habe ich die Aufgaben in der vorgegebenen Zeit von zwei Stunden vorher auch getestet." Sein Resultat: 1420 von 1420 Punkten. Angefangen hatte der Test mit einfachen Aufgaben, bevor die 35 Mädchen und Jungen aus drei Ländern drei Brüche miteinander multiplizieren, komplexe algebraische Gleichungen lösen oder den Wochentag eines vorgegebenen Datums bestimmen mussten. "Einige Aufgaben hat niemand gelöst. Es ist also noch Luft nach oben", sagte Mittring.

Die Weltmeisterschaft wurde 2008 von ihm und Mathematikerin Caroline Merkel ins Leben gerufen. "Unser Ziel ist es, dass die Kultur der Kopfrechentechnik wieder mehr verbreitet wird. Ebenfalls ist uns aufgefallen, dass es zwar Weltmeisterschaften für Erwachsene gab, aber bisher keine für jüngere Teilnehmer. Darin sahen wir Nachholbedarf, deshalb wurde diese Weltmeisterschaft initiiert", sagte Mittring. Kooperationspartner der Veranstaltung ist das Internationale Zentrum für Begabungsforschung der Unis Münster, Nijmegen und Osnabrück.

Abiturient rappt Mathe-Formeln www.abendblatt.de/mathe