Grafenau. Die Deutsche Knigge-Gesellschaft will die Bundesbürger zu mehr Höflichkeit animieren. Von der Jahreshauptversammlung (noch bis Sonntag) im bayerischen Grafenau aus soll der "Knigge-Impuls in die ganze Republik ausstrahlen", sagte Vorsitzender Hans-Michael Klein. In Deutschland sei es um das Thema Höflichkeit derzeit nämlich schlecht bestellt: "Ich muss schon sagen, im Moment geht es wirklich in Richtung Rüpelgesellschaft." Schuld an dem Dilemma sind seiner Ansicht nach unter anderem die antiautoritären Erziehungsideale der 68er-Generation.

Gleichzeitig soll das Bild des "Urvaters guter Sitten", Adolph Freiherr von Knigge, zurechtgerückt werden. Dieser legte zwar den Grundstein für die heutige Benimmbewegung, er sei aber gar kein "Benimmonkel" gewesen. Die Knigge-Regeln hätten vielmehr im Laufe der Zeit eine Eigendynamik entwickelt. Grafenau im Bayerischen Wald wurde von Klein und seinen Mitstreitern zur "Höflichsten Stadt Deutschlands" erkoren. Die Menschen dort seien "sehr freundlich, offen, herzlich und besonders höflich".