London. Seit Jahrtausenden geben Grabinschriften Auskunft über die Verstorbenen. Jetzt ist auch für den Grabstein das Digitalzeitalter angebrochen. Strichcodetechnologie lässt ihn interaktiv werden. Über einen QR-Code (Quick Response = schnelle Antwort) auf der Rückseite des Steins eröffnet sie in Großbritannien Angehörigen des Toten, Freunden und Fremden Zugang zu dessen Lebensgeschichte samt Fotos und Videos mit Ton.

Alles, was man dafür braucht, ist ein Handy, Tablet-PC oder Notebook mit Kamera und QR-Code-Lesesoftware. "Man richtet das Gerät auf den Code, der Scanner liest ihn und ruft die entsprechende Seite auf der QR-Memories-Datenbank auf", erklärt Stephen Nimmo vom Bestattungsinstitut Chester Pearce Associates. Die Idee dazu kam ihm an der Moskauer Kreml-Mauer, als er erkannte, wie viel Wissenswertes die knappen biografischen Angaben über die auf dem UdSSR-Ehrenfriedhof beigesetzten Persönlichkeiten verschweigen. "Diese Technologie ist ein positiver Weg, das Andenken an jemanden lebendig zu erhalten. Die Webseiten lassen sich ständig auf den jüngsten Stand bringen, etwa bei einer Geburt oder einem Todesfall in der Familie."

Für 375 Euro meißelt Chester Pearce den Code in den Granit, das Erstellen und Betreiben der Webseite kostet weitere 119 Euro. Eine der ersten "Kundinnen" war Gill Tuttiett, 53, deren Mann, Betriebsleiter am Flughafen Bournemouth International, 55-jährig an Herzversagen starb. "Das ist die Zukunft und genau, was mein Mann sich gewünscht hätte", ist sich die Witwe sicher. "Tim war ausgesprochen kontaktfreudig und unternehmungslustig. Und er interessierte sich immer für technologische Neuerungen."