In Berlin wurde die 18. Goldene Henne verliehen. Matthias Schweighöfer, Günther Jauch und Lech Walesa wurden mit dem „dicken Federvieh” geehrt.

Berlin. Moderatorin Inka Bause, bekannt aus der Kuppelshow „Bauer sucht Frau“, weinte. So sehr, dass vermutlich auch viele Fernsehzuschauer zum Taschentuch gegriffen haben müssten. Günther Jauch bekam Lob von einem Minister. Lech Walesa blickte auf das Ende des Kalten Krieges zurück. Matthias Schweighöfer erzählte in seiner Dankesrede, wie er sich vor 15 Jahren in einem Chemnitzer Kino noch ein Autogramm von Til Schweiger holte. Heute spielt er in dessen Filmen mit.

In Berlin wurde am Mittwochabend die 18. Goldene Henne verliehen. Mit dem dicken Federvieh ehren die Zeitschrift „Superillu“, MDR und RBB populäre Stars. Früher war die Show eine „reine Ostnummer“, wie DDR-Schlagerstar und Lebenswerkpreisträger Frank Schöbel sagte. „Inzwischen kriegt sie jeder.“ Für die Gäste im Theater am Potsdamer Platz waren es drei Stunden mit Anekdoten und Gefühlen, zwischen Olympiasiegern, DJ Bobo, Oceana und Deutschem Fernsehballett.

Tränen flossen am Ende. Schniefend verabschiedete sich Inka Bause vom Publikum. Zuvor hatte sie im Duett „Kleines Glück“ gesungen – auf der Leinwand die verstorbene Entertainerin und Namensgeberin des Preises, Helga „Henne“ Hahnemann, und ihr Vater Arndt Bause. Der war ein erfolgreicher Komponist, nannte sich selbst „DDR-Schlagerfuzzi“. Als Moderator Wolfgang Lippert (in 30 Jahre alten West-Turnschuhen) dem „Papi“ posthum eine Henne verlieh, ließ Inka Bause ihren Gefühlen freien Lauf.

Der ehemalige Bürgerrechtler Roland Jahn wirkte aufgewühlt, als er Lech Walesa für dessen politische Lebensleistung pries. „Dieser Mann hat Europa in Bewegung gebracht“, sagte Jahn, der Chef der Stasi-Unterlagenbehörde ist. „Es geht doch“, das sei Walesas Botschaft gewesen. Für Jahn war der einstige Gewerkschaftsführer und ehemalige polnische Präsident ein „Wegbereiter des Mauerfalls und der deutschen Einheit“. Walesa sagte, die Polen hätten Mut gezeigt. Und mit Blick auf die politische Gegenwart: „Ihr müsst nach Werten greifen.“

Die Gewinner der Henne, darunter neben Schweighöfer auch Moderatorin Carmen Nebel und Sängerin Helene Fischer, wurden teils von einer Jury, teils vom Publikum bestimmt. Die Fernsehzuschauer wählten den Motocross-Fahrer Ken Roczen zum „Aufsteiger des Jahres“. Verteidigungsminister Thomas de Maizière ist offensichtlich Jauch-Fan. „Er kann wirklich Unterhaltung, aber mit Qualität“, sagte der CDU-Politiker in seiner Laudatio, in der er dem Mittfünfziger auch ein jungenhaftes Aussehen bescheinigte. Jauch dankte seinen Mitarbeitern, die es nicht immer leicht mit ihm hätten.

Als erfolgreiche Olympia-Teilnehmer wurden der Kanu Club Potsdam sowie der Diskus-Goldmann Robert Harting, bekannt für sein zerrissenes Trikot, ausgezeichnet. Bei Harting sagte Gewichtheber Matthias Steiner: „Wer braucht einen Usain Bolt, wenn wir ihn haben?“