Der Konzern erlebt die dritte Flugpanne binnen vier Tagen: Spanien will Billiglinie schärfer kontrollieren, EU plant dazu neues Gesetz.

Madrid. Erst waren es schwere Turbulenzen, bei denen sich drei Menschen verletzten, beim nächsten Mal war es ein Motorschaden und schließlich ein nicht näher bezeichnetes "technisches Problem". Nach der Serie von Ryanair-Pannen macht die spanische Regierung Druck auf die irische Billig-Fluglinie.

Das Verkehrsministerium in Madrid fordert von der EU mehr nationale Befugnisse bei der Kontrolle ausländischer Fluggesellschaften. Der stellvertretende spanische Verkehrsminister Rafael Catalá sagte gestern, er sei zuversichtlich, dass "binnen wenigen Wochen" die EU-Richtlinien in Sachen Luftfahrtsicherheit geändert werden könnten. Die Sprecherin von EU-Verkehrskommissar Siim Kallas kündigte bereits an, dass es bis Ende des Jahres einen Gesetzesvorschlag geben soll, der die EU-Länder verpflichtet, einander über Vorkommnisse im Luftverkehr zu informieren. Derzeit gibt es für die EU-Staaten keine solche Verpflichtung.

Am Sonntag war zum dritten Mal innerhalb von vier Tagen ein Ryanair-Flugzeug in Spanien außerplanmäßig gelandet. Die Maschine, die auf dem Weg vom französischen Flughafen Beauvais zum Airport Teneriffa Süd war, kam in Madrid zu Boden. Nach einer Inspektion konnte sie ihren Flug fortsetzen und landete mit zwei Stunden Verspätung auf den Kanaren. Man habe einen "kleineren technischen Fehler" festgestellt, die Landung sei eine Vorsichtsmaßnahme gewesen, hieß es gestern in einer Ryanair-Stellungnahme. Die Airline entschuldigte sich bei den 159 Passagieren.

Zuvor hatte es bereits am Donnerstag und am Sonnabend weitere Pannen gegeben. Am Donnerstag musste eine Ryanair-Maschine aus Weeze am Niederrhein nach schweren Turbulenzen auf dem Flughafen Palma de Mallorca notlanden. Drei Menschen waren durch die Turbulenzen leicht verletzt worden. Danach musste am Sonnabend schon wieder ein Flugzeug der Billiglinie, das von Bristol in Großbritannien zur katalanischen Stadt Reus gestartet war, wegen eines Motorschadens eine Notlandung auf dem Flughafen El Prat von Barcelona machen.

Schon Ende Juli war es zu Pannen bei der Billig-Airline gekommen. Drei Ryanair-Flugzeuge wurden auf dem Weg nach Madrid wegen eines Gewitters nach Valencia umgeleitet und mussten dabei den Notruf Mayday absetzen, weil die Kerosinreserve ein Minimum erreicht hatte. Die Piloten-Vereinigung Cockpit kritisiert die irische Fluggesellschaft scharf. "Bei Ryanair ist es Praxis, Listen auszuhängen, auf denen die Piloten in der Reihenfolge ihres Treibstoffverbrauchs aufgelistet werden. Die 20 Prozent mit dem geringsten Verbrauch erhalten ein Belobigungsschreiben und die 20 Prozent mit dem höchsten Verbrauch eine Aufforderung, sich an die festgelegten Verfahren zu halten. So wird psychologisch Druck ausgeübt", sagt Jörg Handwerg, Pressesprecher von Cockpit. "Es ist inakzeptabel, auf Kosten der Sicherheit Piloten unter Druck zu setzen, weniger Treibstoff mitzunehmen, als sie für notwendig halten."

Diese Praxis dementiert die Billig-Fluglinie und will in der Pannenserie auch kein Warnsignal für die Sicherheit sehen. Es gebe "absolut keine Probleme", sagte ein Ryanair-Sprecher gestern. Die ungeplanten Landungen seien vielmehr ein Zeichen dafür, dass die Sicherheit für Ryanair oberste Priorität habe. Die Gesellschaft bietet nach eigenen Angaben täglich mehr als 1500 Flüge an, die Vorgänge seien nur Einzelfälle. Doch diese häufen sich. Trotzdem beschuldigte Ryanair-Chef Michael O'Leary nun das spanische Verkehrsministerium, eine "Hetzkampagne" zu betreiben. Jörg Handwerg hält dagegen: "Ryanair verharmlost die Fakten. O'Leary versucht nur, sich gut darzustellen, anstatt den Problemen auf den Grund zu gehen."

Auch Heinrich Großbongardt ist nicht überrascht von der jüngsten Pannenserie bei der Billig-Airline. Der Hamburger Luftfahrtexperte erklärt die Vorfälle so: "Ryanair hat eine Riesenflotte von 297 Flugzeugen auf den Kurzstrecken. 76 Millionen Passagiere transportiert die Airline jährlich, das sind zehn Millionen mehr, als die Lufthansa im gesamten Streckennetz pro Jahr transportiert."

Für die spanische Verkehrsministerin Ana Pastor ist das aber keine Entschuldigung für die Pannenserie in den vergangenen Wochen. "Es ist gut, dass es niedrige (Flug-)Preise gibt, aber es darf keine niedrige Sicherheit geben", forderte sie.