Heute erscheint das neue Guinnessbuch der Rekorde mit Höchstleistungen aus aller Welt. Von 40.000 Bewerbungen wurden 3000 akzeptiert.

London. Wie geht man eigentlich einkaufen, wenn man als erwachsene Frau nur 62,8 Zentimeter groß ist, wenig länger als ein Säugling? Und wo bekommt man Kleidung, die nicht aussieht wie aus der Baby-Abteilung? Für Jyoti Amge aus Indien sind das ganz alltägliche Fragen. Sie ist die kleinste Frau der Welt - und einer der Stars im neuen Guinnessbuch der Rekorde, das heute in die Buchläden kommt. 3000 teils skurrile, unglaubliche und manchmal auch etwas fragwürdige Bestleistungen sind in der Ausgabe 2013 aufgelistet - dazu kommen 1000 Klassiker. "Den Mount Everest müssen wir einfach bringen", sagt Chefredakteur Craig Glenday.

Für die Vorstellung ist die winzige Frau eigens aus dem Süden Asiens nach London gejettet, der Heimat des seit 1955 jährlich erscheinenden Guinnessbuches. Vor der Tower Bridge posiert sie für Fotografen und Kameraleute. Wie ein Kleinkind sitzt sie auf dem Arm ihrer Freundin, wenn sie mit kindlich dünner Stimme Interviews gibt. Ihre Mutter und ihre Geschwister helfen ihr im Alltag. "Ich arbeite nicht", sagte die 18-Jährige, die von der Erbkrankheit Achondroplasie betroffen ist. "Aber mit den Shootings verdiene ich Geld, das gebe ich dann an alte Menschen und Behinderte weiter."

Gut einen halben Meter mehr als die Inderin misst der größte Hund der Welt aus dem US-Staat Michigan. Die dreijährige Dogge hört auf den Namen Zeus und hat vom Fuß bis zum Widerrist eine Höhe von 111,8 Zentimetern.

In London war auch der Mann mit den dicksten Oberarmen der Welt zugegen. Der Umfang des rechten Arms beträgt 63,5 Zentimeter. Auch die wohl dickste Sportlerin der Welt war da - eine der wenigen weiblichen Sumo-Ringerinnen. Für die Fotografen legte die 203,21 Kilogramm schwere Frau gern einen ihrer männlichen Sumo-Kollegen - gewiss kein Leichtgewicht - auf die Matte.

Nichts für Zuschauer mit schlechtem Magen ist die Show des Australiers Chayne Hultgren, der sich 24 metallene Schwerter auf einmal durch den Mund in die Speiseröhre schiebt. Der Australier nennt sich "Space Cowboy" und hält auch den Weltrekord für das größte Gewicht, das ein Mensch nur mit seiner Augenhöhle halten konnte: 411 Kilogramm. Sollte er einmal für verrückt erklärt werden, mag er sich bei seiner Rekordhalter-Kollegin Sofia Romero Hilfe holen: Die 41 Jahre alte Frau aus Leicester in Großbritannien kann sich in weniger als fünf Sekunden aus einer Zwangsjacke befreien. "Ich habe ein halbes Jahr lang trainiert", sagt sie und will immer weitermachen. Als nächstes wird die Zwangsjacke auch noch mit Ketten verschlossen.

Die deutsche Seniorin Johanna Quaas aus Halle an der Saale macht da weitaus ästhetischere Kunststücke. Im November wird die einstige Sportlehrerin 87 Jahre alt - aber immer noch kann sie sich am Barren aus dem Schwung in den Handstand drücken. Und auch die Fechterflanke als Abgang geht noch gut. "Wenn man fit ist, meistert man das Leben besser", ist ihr Credo. Elfmal in Folge war die alte Dame deutsche Seniorenmeisterin, in diesem Jahr verpasste sie allerdings den Wettkampf. Keine Zeit - sie war in den Alpen, beim Bergsteigen.

Die Zahl der Anmeldungen für Rekorde wird immer größer - aber nur ein Bruchteil wird genommen. "Wir hatten für das neue Buch rund 40 000", sagt Chefredakteur Glenday. Davon wurden nur 3000 aufgenommen. Manche sind zu gut um wahr zu sein, manche einfach nicht interessant genug. Immer mehr werde deutlich, dass die PR-Branche die Aufmerksamkeit nutzen will, die ein Weltrekordversuch bringen kann. Dem will sich die Guinness-Organisation aber nicht widersetzen. "Ein Rekord bleibt ein Rekord", sagt Glenday. Und manche Dinge bräuchten einfach eine teure Logistik, um überhaupt möglich gemacht zu werden.