Sie ist eine beliebte Kalorienbomben: Nun folgt für die Schwarzwälder Kirschtorte das Sahnehäubchen. Ihr Rezept soll europaweit geschützt werden.

Baiersbronn. Sie schmeckt süß, sahnig und in einem Stück stecken mehr als 400 Kalorien: Das Rezept der Schwarzwälder Kirschtorte soll nach dem Willen einer Initiative künftig mit einem EU-Siegel europaweit geschützt werden. Um die Zusammensetzung und Herstellungsweise der Kalorienbombe unter dem Titel „garantiert traditionelle Spezialität“ (g.t.S.) zu bewahren, haben die Schutzgemeinschaft Schwarzwälder Kirschtorte und Baden-Württembergs Verbraucherminister Alexander Bonde (Grüne) einen Antrag bei der Europäischen Union auf den Weg gebracht.

„Die Schwarzwälder Kirschtorte ist eine der bekanntesten und beliebtesten Torten auf der ganzen Welt und damit ein erstklassiger kulinarischer Botschafter für die Region Schwarzwald und für ganz Baden-Württemberg“, sagte Bonde am Donnerstag in Baiersbronn (Kreis Freudenstadt).

Die Kriterien zur „einzig wahren“ Kirschtorte: der Fettgehalt der Schlagsahne muss den Vorgaben zufolge bei über 30 Prozent liegen, das Kirschwasser deutlich zu schmecken und die Füllung zwischen dunklen Biskuitböden aufgeschichtet sein sowie der Schnaps selbst aus der Region stammen, sagte der Geschäftsführer der MBW Marketinggesellschaft, Alexander Wirsig. Vor allem die besonders aromatischen Brennkirschen würden der Schwarzwälder Kirschtorte ihren unnachahmlichen Geschmack verleihen, sagte Bonde.

Stimmt die EU dem Antrag zu, steht die Schwarzwälder Kirschtorte in bester Gesellschaft mit Serrano-Schinken oder Mozzarella-Käse. Und laut Bundesernährungsministerium wäre sie das erste deutsche g.t.S.-geschützte Produkt. Wegen eines langwieriger Verfahrens rechnet das Verbraucherschutzministerium in Stuttgart allerdings nicht vor 2015 mit einem Ergebnis.

Das g.t.S.-Siegel soll in ganz Europa konkret festlegen, aus welchen Zutaten sich die angeblich berühmteste Torte der Welt zusammensetzt. Neben der Zusammensetzung regelt der Titel „garantiert traditionelle Spezialität“ dann auch, wie Konditormeister die Torte Schritt für Schritt zur sahnigen Versuchung auftürmen müssen.

Entgegen anderer Qualitätsstempel garantiert das beantragte EU-Siegel jedoch nicht, dass die süße Spezialität nur im Südwesten produziert werden darf. „Hier wird die Tradition, nicht aber der Herstellungsort gesichert“, erklärte Wirsig. So könnte die Schwarzwälder Kirschtorte trotz Siegels auch weltweit vom Band gehen. „Dies lässt die Verordnung ausdrücklich zu“, sagte Wirsig.

Skeptisch sieht diesen Punkt die Verbraucherzentrale: Nach deren Sicht würde der Kunde getäuscht. Im Gegensatz zu strengeren Gütezeichen wecke das g.t.S.-Siegel falsche Erwartungen, denn es sehe aus wie ein Herkunftssiegel, sei aber keins. Edda Thiele vom Fachbereich Agrar- und Ernährungspolitik der Universität Hohenheim schloss sich der kritischen Haltung an: „Die Anforderungen sind viel zu niedrig.“ Unter der Bezeichnung Schwarzwälder Kirschtorte könne so produziert werden, was mit der Vorstellung der Konsumenten kaum etwas zu tun habe. „Im Prinzip stehen damit Tür und Tor offen.“