Anwohner berichten von Blitzeinschlag auf der Strecke. S-Bahn entgleiste auf gerader Strecke. Sechs Menschen wurden verletzt.

Berlin. Bei einem S-Bahnunglück in Berlin ist am Dienstagvormittag ein Zug fast komplett entgleist. Mindestens sechs Menschen wurden verletzt, darunter der Zugführer, sagte ein Feuerwehrsprecher. Rund 50 Passagiere wurden unverletzt in Sicherheit gebracht. Anwohner sprachen kurz nach dem Unfall von einem Blitzeinschlag nahe dem Gleisbett am Vorabend. Eine offizielle Bestätigung gab es dafür zunächst nicht. Die Ursache für das Unglück blieb zunächst unklar. Feuerwehr und Bundespolizei waren mit einem Großaufgebot im Einsatz. Auch Rettungshubschrauber waren vor Ort.

In den vergangenen Jahren hatte die Berliner S-Bahn mit mehreren schweren Bahnunfällen zu kämpfen. Im November 2006 prallte eine S-Bahn im Bahnhof Südkreuz gegen einen Bauzug. 33 Menschen wurden verletzt. Ein besonders folgenschwerer Bahnunfall ereignete sich nach einem Radbruch in Kaulsdorf im Mai 2009. Das Unglück stürzte das Tochterunternehmen der Deutschen Bahn in eine schwere Krise, weil schwerwiegende technische Probleme zutage kamen.

Der Zug der Linie S 25 war gegen 11.45 Uhr stadtauswärts in Richtung Schulzendorf unterwegs, als er kurz nach dem S-Bahnhof Tegel aus den Schienen sprang. „Wir haben noch keine Ahnung, was da passiert ist“, sagte ein Sprecher der Bundespolizei. Für einen Anschlag gebe es keine Hinweise. Rund 90 Beamte der Bundespolizei sperrten das Gelände ab und sicherten Spuren. Auch ein Hubschrauber schwebte in der Luft, um die Unglücksstelle zu vermessen.

+++ S-Bahn in Berlin entgleist – Mehrere Verletzte +++

Inzwischen wird vermutet, dass das Unglück durch eine defekte oder falschgestellte Weiche ausgelöst worden sein könnte. Die Deutsche Bahn wollte dies nicht bestätigen. „Die Untersuchungen laufen“, sagte ein Sprecher. „Der Betriebsleiter der S-Bahn ist vor Ort.“

Laut Bundespolizei entgleiste der Zug, als er hinter dem S-Bahnhof Tegel eine Weichenanlage auf der einspurigen Strecke überfuhr. Züge sind an dieser Stelle standardmäßig nur mit rund 40 Stundenkilometern unterwegs, wie es bei der Bahn hieß.

Nach einem starken Unwetter am Montagabend sei der Verkehr auf der Strecke zeitweise komplett eingestellt gewesen, hieß es. Augenzeugen berichteten am Dienstag von einem Blitzeinschlag unweit dem Unglücksort. Vermutlich deshalb habe danach auch eine Schranke am nahen Bahnübergang nicht mehr funktioniert.

Die vorderen zwei der sechs Wagen wurden bei der Weiche auf das richtige Gleis geleitet, ein Teil landete auf einem abgehenden Gleis für den Gütertransport, zwei weitere Waggons hingen dazwischen. Diese waren stark zur Seite gekippt. Am Gleisbett entstand ein erheblicher Sachschaden.

In den Geschäften in der Umgebung bekamen die Menschen zunächst nicht viel von dem Bahnunglück mit. Ein lauter Knall sei nicht zu hören gewesen, sagte Veronika Bruselt vom Gardinengeschäft „Gardinen Tegel“. Sie habe erst durch Kunden von dem Unfall gehört. „Wegen der nicht funktionierenden Schranke dachten wir, eine Person sei über die Gleise gegangen und verunglückt.“

Mehr als 150 Feuerwehrleute waren vor Ort und holten über Leitern und Rampen Passagiere aus den Wagen. „Die Evakuierung verlief ruhig“, sagt ein Sprecher. Die Reisenden hätten großes Glück gehabt. Nach dem Unglück sei der Strom abgeschaltet worden, um die Menschen über die gesperrten Gleise auf den Parkplatz eines nahe gelegenen Supermarktes zu bringen. Dort wurden sie von Rettungskräften betreut. Der Zugführer erlitt einen Schock und musste vor Ort versorgt werden.

Die S-Bahn ist eines der wichtigsten Verkehrsmittel in der Hauptstadt. Bis zu 1,2 Millionen Fahrgäste nutzen an Werktagen die 15 Linien auf dem 330 Kilometer lange Streckennetz mit 166 Bahnhöfen.