Fünf Drogendealer sind verurteilt, der Betreiber der Drogenküche wartet auf seinen Prozess. Internationale Fahnder haben den Drogenring ausgehoben.

München. Fahnder aus Deutschland, Österreich, Spanien und Slowenien haben einen länderübergreifenden Drogenring zerschlagen. Im Juli und November 2010 stellten die Fahnder des Zollfahndungsamtes München in Rosenheim und Brannenburg 155.000 Mephedron-Tabletten sicher. Das sei der bisher größte Fund dieser verbotenen Psycho-Droge in Deutschland und der zweitgrößte in Europa, zog das internationale Ermittlerteam am Donnerstag in München Bilanz. Der Straßenverkaufswert der Droge, die in der Szene Meow (gesprochen: Miau) oder Meph heißt, wird auf 1,5 Millionen Euro geschätzt.

Die relativ neue synthetische Droge sei erst seit einigen Jahren im Umlauf, sagte Markus Riha vom Zollfahndungsamt München. „Es ist in der Wirkung vergleichbar mit Ecstasy.“ Ursprünglich wurde mit Mephedron experimentiert, um Düngemittel herzustellen.

Ein holländerischer Hotelbetreiber auf Ibiza hatte die aus Asien kommende Chemikalie in großem Stil zu Pillen gepresst. Eingebaut unter der Ladefläche eines alten Pritschenwagens wurden die Pillen über das spanische Festland und Italien nach Deutschland gebracht. Das sei eine „ideale Tarnung“ gewesen, sagte Riha. „Das Versteck war äußerst professionell.“

Der Hotelier wurde im Mai festgenommen und nach Deutschland ausgeliefert. Er muss sich voraussichtlich noch dieses Jahr vor dem Landgericht Traunstein verantworten. Fünf andere Mitglieder der Bande - drei Österreicher und zwei Serben – wurden bereits zu Haftstrafen verurteilt. Als Haupttäter gilt ein 32-jähriger Mann aus Linz.

Der Besitz des Hoteliers auf Ibiza im Wert von mehr als 100.000 Euro sei sichergestellt worden. „Er hat durch den Verkauf von Drogen sehr viel Geld verdient“, sagte der spanische Beamte Alberto Arean. „Da war es wichtig, dass man das illegal verdiente Geld durch die Sicherstellung der Besitztümer wieder zurückbekommen hat.“

Mephedron sei aufgekommen, weil es zunächst nicht verboten war. „Drogenhändler suchen immer eine Möglichkeit, ihre Drogen auf legale Weise zu verkaufen“, sagte Arean. Da Mephedron erst nach ein bis zwei Stunden wirkt, seien die Konsumenten natürlich versucht, sofort nachzulegen, sagte Riha. In anderen Ländern habe es Todesfälle gegeben. Seit dem Verbot in Deutschland Anfang 2010 habe sich Mephedron nicht weiter durchgesetzt. „Wir haben keine Hinweise, dass sich das in der Szene weiter etabliert hätte.“ Als die Pillen in Deutschland 2010 sichergestellt wurden, produzierte der Hotelier auf Ibiza noch legal weiter – in Spanien folgte ein Verbot erst 2011.

Rund 30 Kilogramm der leicht cremefarbenden Pillen häufen sich im Zollfahndungsamt auf Tellern, in Plastikflaschen und in Säckchen. Die Pillen tragen die Buchstaben LV – für die Marke Louis Vuitton. „Es ist in der Szene üblich, Designernamen und Logos aus der Modebranche zu verwenden“, sagte Riha. „Das dient der Wiedererkennung in der Szene.“ Manche Pillen trugen das Logo des Sportartikelherstellers Nike. Noch immer wird Mephedron im Internet angeboten. Jedoch ist die Einfuhr verboten. Es gebe zahlreiche Kontrollen, warnte der Zoll. (dpa)