Die Schauspielerin, die vor 25 Jahren als Star der Ballett-Fernsehserie “Anna“ bekannt wurde, soll fernab jeder Öffentlichkeit beigesetzt werden.

München. Die Münchner Schauspielerin Silvia Seidel soll in aller Stille beigesetzt werden. Die Angehörigen hätten um Diskretion gebeten, hieß es am Mittwoch beim zuständigen Bestattungsinstitut. Seidel soll in einem Münchner Vorort ihre letzte Ruhe finden. Mit 17 hatte Seidel als blonde Primaballerina „Anna“ in der gleichnamigen ZDF-Serie ein Millionen-Publikum begeistert. In ihrer Münchner Wohnung setzte die 42-Jährige ihrem Leben ein Ende.

„Anna“-Autor Justus Pfaue erinnert sich an seine Hauptdarstellerin Silvia Seidel als Menschen, der weder am Filmset noch im Leben je Ellenbogen eingesetzt hat. „Silvia gab mehr Liebe, als sie annehmen konnte“, schreibt Pfaue in einem in der Berliner „B.Z.“ veröffentlichten Nachruf. Seidel sei liebenswert, filigran und nie arrogant gewesen.

„Um in diesem Beruf aber über Jahre erfolgreich zu sein, muss man auch seine Ellbogen einsetzen können. Und das wollte oder konnte Silvia nicht“, so Pfaue. „Jemand hätte sie in den letzten Jahren anrufen sollen. Jemand hätte fragen sollen, wie es ihr geht. Jemand hätte Silvia Hilfe anbieten sollen“, schreibt der „Anna“-Erfinder. „Dafür schäme ich mich heute: Dieser Jemand hätte ich sein können.“

Die Wirtin ihrer Stammkneipe, Maria Mukalovic, war es nach eigener Aussage, die sich Sorgen machte, als Seidel tagelang nicht bei ihr auftauchte. „Da habe ich hinaufgeschaut zu der Wohnung, habe gesehen, dass die Zeitungen von drei Tagen da liegen, und dass Licht brennt.“ Sie sei zurückgelaufen in ihre Wirtschaft und habe einen Gast gebeten, die Polizei zu rufen.

Einsamer Tod eines Kinder-Stars

Ganz jung und schon ein Star – für ehrgeizige Eltern ein Traum, für die jugendlichen Stars aber oft der Start in eine schwierige Zukunft. Manch einer kann den frühen Erfolg später nicht wiederholen.

Auch für Silvia Seidel war der Anfang ihrer Karriere zugleich der Höhepunkt. Mit 17 begeisterte sie als blonde Primaballerina „Anna“ in der gleichnamigen ZDF-Serie ein Millionen-Publikum, sie bekam einen Bambi und die Goldene Kamera. „Anna“ wurde sogar fürs Kino verfilmt. Mit 23 trug Seidel den Ehering ihrer gestorbenen Mutter, die sich das Leben nahm. Nun ist die Münchner Schauspielerin Anna Seidel tot - auch in diesem Fall geht die Polizei von Suizid aus.

+++ ZDF reagiert auf Tod Seidels und zeigt "Anna - Der Film" +++

Nach „Anna“ spielte Seidel in TV-Produktionen und stand auf der Bühne. Einen vergleichbaren Erfolg landet sie aber nie mehr. „Ich habe mein Leben damit verbracht, unberühmt zu werden“, sagte sie einmal.

Damit steht sie in einer Reihe mit vielen anderen Kinder- und Teenie-Stars. Manch einer kommt von dem Image als stupsnasiger Liebling nicht mehr weg, schafft den Sprung nicht zu anderen Rollen, oder ist dem immensen Druck in der Branche nicht gewachsen.

Zum Erhalt der kindlichen Figur verordnete laut „Spiegel-online“ ein Arzt der 16-jährigen Judy Garland Appetitzügler, als sich bei den Dreharbeiten zu „Der Zauberer von Oz“ herausstellte, dass sie zu reif für die Rolle der kleinen Dorothy wurde.

Macaulay Culkin („Kevin – Allein zu Haus“) wurde mit Drogen erwischt. River Phoenix („Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“) brach 1993 in der Halloween-Nacht nach einer Überdosis vor einem Club in Los Angeles tot zusammen.

+++ Schauspielerin Silvia Seidel stirbt mit nur 42 Jahren +++

Mike Werup, der in den 80er Jahren in der ZDF-Fernsehserie „Diese Drombuschs“ einem Millionenpublikum bekannt wurde, spielte nach dem Ausstieg nur noch kleinere Rollen. Im Januar 2011 nahm er sich das Leben.

Wegen ihres kometenhaften Aufstiegs nannten manche Romy Schneider „Shirley Tempelhof“ – in Anlehnung an den früheren US-Kinderstar Shirley Temple. Diese hatte ihre ersten Rollen mit vier Jahren und wurde mit sechs jüngste Oscar-Gewinnerin. Als sie erwachsen wurde, ließ das Interesse an ihr als Schauspielerin nach. Sie zog die Konsequenzen und ging in die Politik.

Andere konnten sich bestens im Geschäft halten. Leonardo DiCaprio („Eine Wahnsinnsfamilie“) zählt zu den am besten verdienenden Schauspielern in Hollywood. Jodie Foster, die mit 13 Jahren in „Taxi Driver“ berühmt und dafür sogar für den Oscar nominiert wurde, gehört bis heute zu den renommierten Hollywood-Stars.

+++ Ein ganz persönlicher Nachruf auf Susanne Lothar ++

Gerade im Schauspielerberuf sei es sehr wichtig, bei seiner Familie oder bei Freunden ein stabiles Fundament zu haben, sagt Schauspielerin Isabell Gerschke (33) zum Tod Seidels. „Jeder braucht irgendwas, wo er mal loslassen kann, wo er auch aufgefangen wird“, sagte sie. „Das ist besonders wichtig in einem Beruf, in dem man mal Erfolg hat und mal nicht, in dem man nicht weiß, ob man im nächsten Jahr Arbeit bekommt und genug Geld zum leben hat. All das kann einen natürlich unsicher machen und vielleicht auch instabil.“