Deutsche Kinder und Jugendliche stehen auf Markenprodukte. Besonders beliebt sind Smartphones, ergab eine Studie

Berlin/Hamburg. Die Sechs- bis 13-Jährigen in Deutschland können sich über eine ordentliche "Tariferhöhung" freuen: Ihre Eltern stockten seit dem vergangenen Jahr das Taschengeld um fast zehn Prozent auf. Die Kinder und Jugendlichen erhalten durchschnittlich 27,18 Euro im Monat - so viel wie noch nie. "Die Eltern werden wieder großzügiger. Die Euro-Krise ist nicht in den Familien angekommen", sagte gestern Ralf Bauer, der die Kids-Verbraucher-Analyse 2012 leitete.

Diese Studie des Berliner Comic- und Jugendmagazinverlags Egmont Ehapa bietet einen umfangreichen Überblick zum Medien- und Konsumverhalten der 6,04 Millionen Kinder und Jugendlichen im Alter von sechs bis 13 Jahren in Deutschland. Zudem werden seit dem vergangenen Jahr auch die vier- und fünfjährigen Vorschulkinder (1,37 Millionen) befragt.

Zusätzlich zum Taschengeld klingelte es im Sparschwein. Zum Geburtstag, zu Weihnachten und zu Ostern gab es mehr Geld als im Vorjahr. Insgesamt addierten sich die Zuwendungen auf 210 Euro im Jahr - ein Plus von 13 Euro. Auch die Vorschulkinder gingen an Feiertagen und Geburtstagen nicht leer aus. Bei ihnen summierten sich die Geldgeschenke bereits auf 167 Euro im Jahr. Das Geld wurde von den Älteren entweder gespart oder für Süßes, Zeitschriften, Essen und Trinken (unterwegs) und Spielzeug ausgegeben. "Rechnet man allein das Taschengeld und die Geldgeschenke der Kinder zwischen sechs und 13 Jahren zusammen, so stehen dieser Gruppe 2012 insgesamt 2,87 Milliarden Euro zur Verfügung", sagte Studienleiter Bauer. Angesichts des relativ hohen Mitbestimmungsrechts, das viele Familien ihren Kindern bei Anschaffungen einräumen, ist dies eine immense Wirtschaftskraft.

Obwohl laut Analyse weiter mehr als 90 Prozent der Kinder in Büchern und Zeitschriften schmökern, nehmen auch elektronische Medien beim Nachwuchs einen sehr hohen Stellenwert ein. Vier von fünf Kindern nutzen einen Computer, drei Viertel auch das Internet. "Nach Jahren stetigen Wachstums zeichnet sich hier nun aber eine Sättigungstendenz auf hohem Niveau ab", beschrieb Bauer die Lage. Mit einer Ausnahme: Kinder ab zehn Jahren nutzen das Internet deutlich mehr als früher. Inzwischen ist rund die Hälfte von ihnen fast täglich online - fünf Prozent mehr als im Vorjahr. Sie suchen Material für die Schule, spielen, hören Musik oder schreiben E-Mails. Der größte Anstieg zum Vorjahr ist bei der Suche nach Infos zu Markenprodukten zu verzeichnen (zwölf Prozent).

Ein Handy besitzen mittlerweile 78 Prozent der Zehn- bis 13-Jährigen und 53 Prozent der Gesamtgruppe ab sechs Jahren. 17 Prozent aller jungen Handybesitzer haben sogar ein Smartphone (internetfähiges Handy). Der Stellenwert, den Smartphones bei Jugendlichen haben, ist erheblich höher geworden, bestätigt Bernd Klusmann vom IT-Branchenverband Bitkom. "Früher war es für 18-Jährige ganz wichtig, den Führerschein zu machen und ein Auto zu haben." Heute sei es viel prestigeträchtiger, über Markenhandys den Kontakt zu Freunden zu halten. "Es gibt schon Fünftklässler, die ein iPhone haben", ergänzt Telekommunikationsexpertin Karin Thomas-Martin.

"Wir haben gar keine Vorstellung davon, wie groß der Druck auf Kinder und Jugendliche ist, ein Smartphone zu besitzen." Wichtig ist bei Handys für die Heranwachsenden insbesondere die Optik: "Sie wollen kein Gerät mit Tasten mehr haben", sagt Klusmann. "Touchfunktion ist ganz wichtig." Doch nur etwa die Hälfte der Kinder, die einen bestimmten Markenwunsch haben (53 Prozent), bekommt ihn von den Eltern erfüllt (25 Prozent). Dagegen sind die Erziehungsberechtigten beim Kauf von Schulartikeln durchaus bereit, tiefer in die Tasche zu greifen (42 Prozent), um ihren Sprösslingen die Wünsche zu erfüllen (45 Prozent). Einig sind sich Eltern und Kinder größtenteils auch, wenn es beim Einkauf im Supermarkt um die "echte" Cola, Nuss-Nougat-Creme, den "richtigen" Ketchup oder die Cornflakes geht. Hier kommt häufig nur Markenware in den Korb.

Für die Studie wurden 1656 Doppelinterviews (je ein Kind und ein Elternteil) geführt; bei den Vorschülern wurden 376 Eltern befragt.

Die gesamte Studie im Überblick www.abendblatt.de/kids