In Italien ist der Jackpot-Gewinn beim Lotto inzwischen auf 105,3 Millionen Euro angestiegen. Der Topf wurde seit Januar nicht geleert.

Rom. „Die Chancen, den Super-Jackpot zu knacken, sind ungefähr so hoch wie die, dass bei einer zufällig gewählten Telefonnummer der persönliche Lieblingsschauspieler abnimmt.“ Der italienische Mathematiker und Schriftsteller Piergiorgio Odifreddi sieht die Sache nüchtern: Die Gewinnchancen stehen 1 zu 600 Millionen. Wer sich bereichern wolle, solle daher das Lottospielen lieber lassen, sagt der Mathematikprofessor. Dennoch schwelgen im Moment Tausende von Italienern und Ausländern im Glücksspielfieber. Grund: Der Lotto-Jackpot des Stiefelstaats wurde seit Ende Januar nicht geknackt, und so winken inzwischen 105,3 Millionen Euro als Gewinn. Das ist nicht nur für Italien der bislang höchste Jackpot, sondern laut italienischen Medienberichten auch der höchste, der momentan weltweit ausgespielt wird. Die geringen Gewinnchancen stören dabei die wenigsten.

„Ich wüsste schon, was ich mit dem Geld täte“, meint Paolo aus Kalabrien, der als Kellner in einer römischen Touristen-Bar in der Nähe des Vatikans arbeitet. „Erstmal ein Haus für mich, dann eins für Mamma“ – und ein bisschen muss man natürlich auch spenden. Und dann? Paolo überlegt. Schon 100 Millionen sind eine nicht fassbare Summe. „Reisen, Ferien machen“, antwortet der 23-Jährige fast verlegen lächelnd, aber doch überzeugt, durchaus eine Chance zu haben. Luisa aus der Apotheke sieht es ähnlich. Bei ihr stehen die Spenden an erster Stelle, aber eine Reise „weit weg, auf die Seychellen oder eine andere von diesen unerschwinglichen Inseln nur aus weißem Sand und Palmen“ dürfe nicht fehlen.

Bereits seit Wochen stehen Italiener wie Paolo und Luisa Schlange, um angesichts des ständig wachsenden Jackpots ihre sechs Kreuze für die drei Ziehungen in der Woche zu machen. Seit Wochen strömen auch aus dem benachbarten Ausland „Lotto-Pilger“ nach Italien, um bei dem Superenalotto genannten Spiel ihr Glück zu versuchen. Allen steht die Hoffnung ins Gesicht geschrieben. Diesmal könnte es klappen. Diesmal könnten sie zu den Auserwählten gehören, denen der große Reibach gelingt.

„Ich hoffe, dass es jemanden trifft, der wirklich nur zwei Euro gesetzt hat“, meint die italienische Schauspielerin Nancy Brilli, die in den TV-Werbespots der Lottogesellschaften die Göttin Fortuna spielen durfte. Sie selbst mache allerdings diesmal nicht mit: „Ich denke, ich habe schon genug vom Leben bekommen, da will ich das Glück lieber nicht versuchen.“ Die, die es versuchen wollten, fiebern nun der nächsten Ziehung entgegen, die am Samstagabend ansteht, nachdem es auch am Donnerstag wieder keinen „richtigen Sechser“ gesetzt hatte.

Geknackt wurde der Superenalotto-Jackpot zuletzt am 31. Januar. Damals gab es gleich fünf glückliche Gewinner mit den sechs richtigen Zahlen. Sie strichen allerdings jeweils „nur“ rund 8 Millionen Euro ein. Der bisherige Jackpot-Rekord liegt bei 100 Millionen Euro, die im Oktober 2008 von einem Spieler aus der ostsizilianischen Hafenstadt Catania gewonnen wurden. Dienstag, Donnerstag und Samstag finden Ziehungen statt. Angekreuzt werden können jeweils Zahlen von 1 bis 90.