Dass Majestätsbeleidigung und Drogenbesitz in Thailand keine Bagatelldelikte sind, ist den meisten Urlaubern bekannt. Eine Gefängnisstrafe wegen Bierdeckeldiebstahls jedoch scheint ungewohnt drastisch.

Sydney. Eigentlich wollte sie nur einen unbeschwerten Urlaubsabend in einer Bar auf der thailändischen Urlaubsinsel Phuket verbringen. Weil sie dort einen Bierdeckel geklaut haben soll, sitzt eine Australierin seit Tagen in Haft. Vier Nächte habe sie nun schon auf engstem Raum mit drei weiteren Häftlingen im Gefängnis verbracht, obwohl die Polizei wisse, dass sie unschuldig sei, klagte die 36-jährige Annice Smoel am Dienstag in einem Radio-Interview. Eine Bekannte habe ihr dien Bierdeckel als Scherz in die Tasche gesteckt und dies der Polizei auch so geschildert. Aber das habe die Beamten nicht gekümmert. Australiens Premierminister Kevin Rudd sagte der vierfachen Mutter konsularische Unterstützung zu.

Nach der Schilderung des Barbesitzers Steve Woods, ebenfalls ein Australier, wollte die Polizei seine Kundin zunächst nur zurechtweisen. Aber dann sei die Situation eskaliert, weil Smoel die Polizisten beschimpft habe und schließlich davongelaufen sei. „Dies ist eher ein Problem falschen Verhaltens und keine Strafsache“, so Woods. Berichten zufolge kann die Urlauberin bis zu 14 Wochen ohne Anklage festgehalten werden.

Der Regierungschef des australischen Bundesstaats Victoria, John Brumby, sagte, in Zeiten, da alle Länder um Urlauber werben, wundere er sich über die Reaktion der Behörden auf Phuket. „Wer will schon nach Thailand in Urlaub fahren, wenn man droht eingesperrt zu werden, weil man in einer Bar Spaß hat?“ Nicht nur wegen der Finanzkrise, auch wegen der sich über Monate hinziehenden teilweise gewaltsamen Ausschreitungen von Regierungsgegnern in Thailand muss die Tourismusbranche des südostasiatischen Staates in diesem Jahr mit einen Einbruch um etwa 3,2 Millionen Besucher rechnen.