London. "Ich bin kein Nudist", beteuert Stephen Gough, 53. "Mir geht es nur um Freiheit und Prinzipientreue." Letztere hat den Ex-Marineinfanteristen aus Südengland schon viel Freiheit gekostet: Mehr als sechs der vergangenen zehn Jahre hat er hinter Gittern verbracht, weil er sich weigert, auf landesweiten Märschen mehr als Schuhe und Socken zu tragen.

Heute droht dem als "Nacktwanderer" bekannt gewordenen Vater von zwei Kindern die 18. Verurteilung. Dabei war er erst vergangene Woche aus dem Hochsicherheitsgefängnis im schottischen Perth entlassen worden - nach 657 Tagen Einzelhaft. 40 Kilometer weiter klickten Ende der Woche erneut Handschellen - "wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses". "Da war eine Frau in einem Range Rover", erinnert sich Gough, "die sich bei mir über meinen Anblick beschwerte. Dabei fuhr sie dann noch viermal an mir vorbei, um einen besseren Blick zu erhaschen. Ich vermute, sie war diejenige, die mich angezeigt hat."

Vor allem in Schottland kennt Gough viele Haftanstalten von innen. Wiederholt wurde er Sekunden nach der Freilassung erneut verhaftet, weil er nackt auf die Straße trat. Mindestens einmal erschien er hüllenlos vor Gericht. Und beim Flug zu einem Prozess in Glasgow entledigte er sich auf der Bordtoilette seiner Kleidung. "Ich habe nichts gegen Klamotten. Das Marschieren hält mich warm. Aber wenn ich nachts im Freien schlafe, ziehe ich mir etwas an", sagt Gough, dem Psychiater volle Zurechnungsfähigkeit bestätigt haben. "Ich bin nur gegen Zwang. Wer sich anpasst, kompromittiert seine Prinzipien. Ich bereue nichts und gebe nicht auf. Nackt bleiben lautet meine Parole!"