Charlène von Monaco macht bei der Stippvisite mit ihrem Mann Albert in Berlin eine gute Figur. Die Politik wird manchmal glatt zur Nebensache.

Berlin. Die Fürstin trägt Mint und überragt die deutsche First Lady in ihrem blau marmorierten Kleid mit weißem Blazer um fast einen Kopf. Doch den optischen Unterschied überbrücken Charlène von Monaco und Daniela Schadt mit einem schwungvollen Händedruck. Noch auf den Stufen von Schloss Bellevue plaudern sie auf Englisch. Eigentlich sind Fürst Albert II. und Bundespräsident Joachim Gauck die Hauptpersonen der Zeremonie in Berlin mit Wachbataillon und Gästebucheintrag – doch Charlènes Glamour und Schadts Ungezwungenheit sind die eigentlichen Glanzpunkte.

Gut ein Jahr nach ihrer Hochzeit präsentieren sich Albert und Charlène bei ihrem ersten offiziellen Besuch in Deutschland als eingespieltes Team. Während ein Treffen mit Außenminister Guido Westerwelle und Finanzminister Wolfgang Schäuble auf der Agenda stehen, interessiert viele vor allem das Outfit der Fürstin.

Als das Paar am Sonntagabend am Hotel Adlon vorfährt, trägt die ehemalige Olympiaschwimmerin eine Sonnenbrille auf dem Kopf und verbreitet ein bisschen Côte d’Azur-Gefühl im durchwachsenen Berliner Sommer. Beim Gesprächsmarathon am Montag sorgt die 34-Jährige mit Kurzhaarfrisur und engem mintfarbenem Hosenanzug für Abwechslung zwischen den Anzugträgern.

Ihr 20 Jahre älterer Mann hat Charlène kürzlich per Interview attestiert, sich gut in ihre Rolle als Fürstin eingefunden zu haben. „Ich bin sehr stolz auf das, was meine Frau in diesem Jahr vollbracht hat“, sagte Albert vor kurzem einem brasilianischen Magazin – der Fürstenpalast stellte die Passage zum ersten Hochzeitstag Anfang Juli auf seine Facebook-Seite. „Sie vollbringt in brillanter Weise eine schwierige Mission, und dafür ich danke ihr.“ Nur auf den erhofften Thronfolger warten die Monegassen weiterhin – auch wenn Medien immer wieder über eine Schwangerschaft spekulieren.

Bei öffentlichen Auftritten läuft die charmante Fürstin, die im heutigen Simbabwe geboren wurde, ihrem Albert schon mal den Rang ab. „We love you“, ruft eine Schaulustige Charlène zu, als sie mit ihrem Mann und Berlins Regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit durch das Brandenburger Tor läuft. „Thank you“, erwidert Charlène mit breitem Lächeln. Die Politik ihres Mannes rückt dabei fast in den Hintergrund.

Dabei hat Albert anders als die meisten europäischen Monarchen echte Macht – nicht bloß repräsentative Funktion. Und er verfolgt eine politische Agenda: Albert hat Monaco modernisiert und bemüht sich, das Image als sicherer Hafen für Steuerflüchtlinge loszuwerden. Mit viel Herzblut engagiert er sich für den Umweltschutz, im Juni nahm er am UN-Umweltgipfel Rio+20 in Brasilien teil. „Ich wäre nicht gekränkt, wenn man sich an mich später als den „grünen Fürsten„ erinnern würde“, sagte er kürzlich dem Nachrichtenmagazin „Focus“.

Doch international ist der gerade zwei Quadratkilometer große Stadtstaat mit seinen rund 35 000 Einwohnern ein Fliegengewicht. Und seit Monaco und Deutschland ein Steuerinformationsabkommen abschlossen, hat selbst das einst streitträchtige Thema Steuerflucht an Brisanz verloren. Trost für den Fürsten: Im Vergleich zum vergangenen Jahr, als bei und nach der Hochzeit jede Geste und jeder Blick des Paares unter Beobachtung stand, hat sich der Wirbel um das Privatleben der beiden deutlich gelegt.