Drei Menschen kommen bei schweren Gewittern in Sachsen ums Leben. Der Wasserpegel der Spree in Südbrandenburg stieg unterdessen an.

Görlitz/Potsdam/Cottbus. Bei schweren Unwettern sind in Sachsen drei Menschen ums Leben gekommen. Bereits am Freitag wurde ein 23-jähriger Autofahrer unter einem umstürzenden Baum begraben. Am selben Tag wurde ein neunjähriges Mädchen von einem Blitz erschlagen. Durch einen Blitzschlag wurde am Sonnabend auch ein 64-jähriger Mann getötet.

Das ganze Wochenende waren mehrere Hundert Rettungskräfte in Ostsachsen im Einsatz, nachdem heftige Regenfälle zu Überschwemmungen geführt hatten. Der am Sonnabend ausgerufene Katastrophenalarm für mehrere Ortschaften im Landkreis Görlitz wurde bis Sonntag fast überall wieder aufgehoben. Für den Abend wurden aber neue Niederschläge erwartet, befürchtet wurden Auswirkungen auch für Südbrandenburg .

Im ostsächsischen Neusalza-Spremberg wurde am Sonnabendnachmittag ein 64-jähriger Mann vom Blitz erschlagen. Er hatte sich während eines Gewitters unter einem Carport aufgehalten. Zum Verhängnis wurde ihm eine Eiche in unmittelbarer Nähe. Ein Blitz schlug in den Baum ein und wurde über das Wellblechdach des Carports abgeleitet. Damit erhöht sich die Anzahl der Unwetter-Toten allein in Sachsen innerhalb von zwei Tagen auf drei. Erst am Freitag war in Heidenau bei Dresden ein neunjähriges Mädchen von einem Blitz erschlagen worden. Auf der Bundesstraße B 97 in Laußnitz (Landkreis Bautzen) war am selben Tag ein Baum auf das Auto eines 23-Jährigen gestürzt und hatte diesen getötet.

In Ostsachsen waren am Wochenende mehrere Hundert Rettungskräfte im Dauereinsatz, um der Lage Herr zu werden: Durch die Niederschläge wurden im Landkreis Görlitz mehrere Straßen sowie zahlreiche Keller und Gärten überflutet. Landrat Bernd Lange (CDU) geht von Millionenschäden allein an Straßen und Brücken aus. Im Bernstädter Ortsteil Kemnitz mussten mehrere Häuser evakuiert werden. Auf Wiesen und Felder entlang des Schwarzen Schöpses stand das Wasser. Zwar entspannte sich die Situation am Sonntag, befürchtet wurden aber neue Niederschläge. Die Feuerwehren im Unterlauf des Schwarzen Schöpses befanden sich in Alarmbereitschaft, etwa in Boxberg. Dort ist der Fluss bedrohlich angestiegen.

Einer Sprecherin des Landratsamtes zufolge wurden im gesamten Krisengebiet zur Verhinderung größerer Schäden insgesamt mehrere Tausend Sandsäcke verlegt. Ein Teil davon wurde am Sonntag vorsorglich rund um die Mittelschule in Mücka gestapelt. Die Einsatzkräfte konzentrierten sich zudem auf wichtige Dämme in Kemnitz und Horka. Nachdem an der Talsperre Quitzdorf die Kapazitätsgrenzen erreicht wurden, ließen die Behörden kontrolliert Wasser ab. Erwartet wurden deshalb höhere Pegelstände auch in Boxberg.

Drei Tote bei Unwetter - Katastrophenalarm in Görlitz

Nach den starken Regenfällen ist der Wasserstand der Spree in Südbrandenburg gestiegen: Im Bereich Spremberg (Spree-Neiße) wurde die zweitniedrigste Hochwasser-Alarmstufe 2 ausgerufen, wie Wolfgang Genehr vom Landesamt für Umwelt am Sonntag sagte. Dem Landkreis Spree-Neiße sei empfohlen worden, die zweithöchste Alarmstufe 3 auf dem Abschnitt zwischen der Landesgrenze zu Sachsen und der Talsperre Spremberg auszurufen.

Ob das passiert, stand am Nachmittag noch nicht fest. Denn möglich sei, dass der Wasserstand am Dienstag wieder sinke und damit den Richtwert von 3,60 Meter für die Alarmstufe 3 unterschreite, erklärte Genehr. Auch würde sich der Aufwand zur Gefahrenabwehr ändern. Bei der Alarmstufe 2 gilt ein Kontrolldienst, das heißt, dass Wehre und Deiche sowie gefährdete Bauwerke überprüft werden. Bei Stufe 3 müssen Deiche und Wasserläufe ständig beobachtet, eventuelle Schäden sollen sofort behoben werden. Gemeinden müssen Helfer zur Verfügung stellen.

Am Pegel Spremberg wurde am Sonntag der Richtwert für die Stufe 3 - das sind 3,60 Meter – überschritten. Obwohl die Wasserstände weiter steigen, sei vorerst auszuschließen, dass sie den Richtwert für die höchste Stufe 4 erreichten, hieß es. Vom Pegel Spremberg sind es Genehr zufolge nur noch fünf bis sechs Kilometer bis nach Sachsen. Dort galt im Osten des Landes zeitweise Katastrophenalarm wegen Hochwassers.

In Brandenburg hatte der starke Regen – es fielen in den vergangenen Tagen bis zu 25 Liter pro Quadratmeter – nicht nur die Spree anschwellen lassen. Viel Wasser führte auch die Schwarze Elster: An den Pegeln Herzberg und Bad Liebenwerda galt laut Genehr am Sonntag die niedrigste Alarmstufe 1.

Die Entwicklung an den Flüssen in den nächsten Tagen hänge von der Menge des Regens ab, sagte Genehr. Problematisch werde es, wenn der Regen flächendeckend falle. Solange aber "lokale Niederschläge“ nicht wochenlang anhielten und weiterhin hohe Temperaturen zum Verdunsten des Wassers führten, sei die Lage nicht kritisch. "Wir müssen sehen, was uns die nächsten Tage bringen. Wir haben die Zuflüsse in Sachsen.“ Die Brandenburger stimmten sich mit den zuständigen Behörden im Nachbarland ab.

Die Wettervorhersage ist unterdessen günstig: Zwar sei weiter mit Regen und Gewitter zu rechnen, die in Südbrandenburg kräftig ausfallen könnten, sagte ein Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst in Potsdam. Die Niederschläge seien aber nicht mehr so stark wie in den vergangenen Tagen. Nur in begrenzten Gebieten sei mit 10 bis 20 Litern Regen pro Quadratmeter zu rechnen. Die Temperaturen lägen bei bis zu 25 Grad.

Nach den heftigen Gewittern am Sonnabend hat am Sonntag erneut eine starke Regenfront die Hauptstadt Berlin überquert. Nach Auskunft der Feuerwehr von Sonntagabend gab es aber keine dramatischen Schäden. Lediglich zwei oder drei Bäume seien umgestürzt. Am Samstag hingegen hatten umgestürzte Bäume, überschwemmte Straßen und voll gelaufene Keller für zahlreiche Einsätze gesorgt. Nach heftigen Gewittern mit Starkregen und Sturmböen war die Berliner Feuerwehr zeitweise im Dauereinsatz.

Insgesamt wurden die Einsatzkräfte am Samstag wetterbedingt 226 Mal gerufen, wie ein Sprecher am Sonntag mitteilte. Vier umgestürzte Bäume mussten beseitigt werden. Besonders betroffen war der Süden und Osten Berlins. Verletzt wurde niemand. In der Nacht zum Sonntag war es hingegen ruhig. Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes fielen am Samstag in Berlin-Dahlem in einer Stunde 28 Liter Regen pro Quadratmeter. Ab 25 Liter Wasser sprechen die Experten von Unwetter.

Am frühen Sonnabendmorgen war die Feuerwehr zunächst vor allem im Osten der Stadt im Einsatz. Zwischen 5.00 Uhr und 8.00 Uhr rückten die Einsatzkräfte insgesamt 27 Mal wegen Wasserschäden aus. In Friedrichshain musste ein auf eine Straße gestürzter Baum weggeräumt werden. Schwere Gewitter gab es auch am Nachmittag. Zwischen 15.00 Uhr und 19.00 Uhr wurden die Einsatzkräfte 149 Mal wegen überschwemmter Straßen und voll gelaufenen Keller gerufen.

Bereits in der Nacht zum Freitag hatte die Feuerwehr mehr Einsätze als sonst registriert. Meist handelte es sich um umgestürzte Bäume, herabgefallene Äste oder Überschwemmungen. Im Stadtteil Kaulsdorf hatte am Donnerstag ein Blitz ein Haus in Brand gesetzt. Ein Open-Air-Konzert auf dem Gendarmenmarkt in Mitte musste wegen starken Regens abgebrochen werden.

(abendblatt.de/dpa)