Neue Debatte um Scientology, deren Aushängeschild ihr Noch-Ehemann Tom Cruise ist. Medien sprechen sogar von “Flucht“.

New York. An diesen Tag wird sich Tom Cruise wohl noch lange erinnern. Eigentlich wollte der erfolgsverwöhnte Schauspieler ("Mission Impossible") gestern seinen 50. Geburtstag auf Island feiern, wo er gerade für seinen neuen Film "Oblivion" vor der Kamera steht. Doch die Mega-Party fand nicht statt, weil Ehefrau Katie Holmes, 33, die Scheidung eingereicht hatte. Lediglich seine Adoptivkinder Kinder Connor, 17, und Isabella, 19, sollen auf die Insel geflogen sein.

Wenige Tage nachdem Holmes die Scheidung beantragte, wurde die Schauspielerin, die Ende der 1990er-Jahre mit der US-Serie "Dawson's Creek" Bekanntheit erlangte, ohne Ehering fotografiert. Der leere Ringfinger wird von vielen als klares Zeichen gedeutet: Ein Weg zurück ist für das Paar nicht erkennbar. Im Gegenteil, Holmes soll nach Medienberichten bereits mit ihrer Tochter Suri, 6, in eine eigene Wohnung in Manhattan umgezogen sein. Sie hat mit Jonathan Wolfe und Allan Mayefsky zudem zwei erfahrene Scheidungsanwälte an ihrer Seite und soll das alleinige Sorgerecht anstreben. Unterstützt wird sie auch von ihrem Vater Martin, einem Anwalt aus Ohio, der nach New York gekommen ist. Holmes soll in Gerichtsunterlagen erklärt haben, dass ihre Ehe bereits seit mindestens sechs Monaten "unwiederbringlich" zerbrochen gewesen sei.

In US-Medien ist wegen des Vorpreschens von Holmes sogar von einer "Flucht" die Rede. In diesem Zusammenhang wird von den Portalen wie "TMZ" oder "People" immer wieder hervorgehoben, dass Cruise eine führende Rolle in der Scientology-Organisation spiele, deren Mitglied er seit 1986 ist. Auch wenn sich das Paar bisher nicht öffentlich zum Trennungsgrund geäußert hat - die bevorstehende Scheidung hat die wiederkehrende Debatte um Scientology neu aufleben lassen. Cruise gilt als überzeugter Anhänger der umstrittenen Organisation, die sich selbst als Kirche bezeichnet.

Holmes, die in einer katholischen Familie aufgewachsen ist, soll seinerzeit aus Liebe zum Glauben ihres Mannes übergetreten sein. Streng abgeschirmt hatten die Schauspieler mit einer Zeremonie nach dem Ritus von Scientology im November 2006 auf einem Renaissance-Schloss in der Nähe von Rom geheiratet. Holmes' Schwester Nancy Blaylock war Trauzeugin, Cruise hatte David Miscavige gewählt, den Vorsitzenden der Organisation. Selbst Medienmogul Rupert Murdoch konnte sich ein paar bissige Kommentare über den "schrägen Kult" nicht verkneifen. "Etwas Unheimliches, vielleicht sogar Böses umgibt diese Leute", schrieb er auf Twitter. Viel Geld sei da im Spiel und Tom Cruise die Nummer zwei oder drei in der Hierarchie der Organisation, wetterte der australische Milliardär.

Cruise war wegen seiner offensiven Scientology-Mission schon seit Jahren immer wieder in die Schlagzeilen geraten. Dann und wann wurde er auch für seine emotionalen Ausbrüche belächelt. Die gekünstelten Freudenhopser auf dem Sofa von US-Talkmasterin Oprah Winfrey wurden als Anfang einer medienwirksamen Liebe gedeutet. In schnellem Ablauf folgten danach Verlobung, Katie Holmes' Schwangerschaft und schließlich die Hochzeit in Italien.

Scientology hat die Trennung bisher nicht kommentiert, wehrte sich aber in einer Mitteilung gegen Spekulationen von "TMZ", es gebe womöglich einen Spionageeinsatz gegen Holmes. Das Portal hatte gerätselt, ob in einem Auto wartende Männer vor deren Haus Beobachter von Scientology seien. Der Anwalt von Scientology sagte daraufhin zu "People", dass man niemanden beauftragt habe, "Katie Holmes zu folgen oder zu beobachten". Auch Angst der Mutter um ihre Tochter wurde als möglicher Trennungsgrund angeführt. Viele Scientologen gäben ihre Kinder im jungen Alter zu einem als äußerst streng geltenden Programm der Kaderschmiede Sea. Ein Scientology-Anwalt sagte zu "TMZ", dass Jugendliche erst ab dem 16. Lebensjahr an dem Programm teilnehmen könnten, "und auch dann nur mit dem Einverständnis beider Eltern".

Holmes wird allerdings bei einer Scheidung kaum Geld aus dem auf 275 Millionen Dollar (gut 217 Millionen Euro) geschätzten Vermögen erhalten. Der Ehevertrag zwischen "TomKat", wie das einst glamouröse Paar von den Medien genannt wird, sei lang und streng, berichtete "TMZ". Zudem werde Cruise darin begünstigt.

Katie Holms wiederum sah nach der Abgabe des Scheidungsantrags auf Fotos weder verschreckt noch gehetzt aus. Sie kämpfte sich mit einem kleinen Lächeln durch die Menge der wartenden Fotografen.