Freiheitsliebende Kühe, weissagende Kraken und weitgereiste Pinguine: Zahlreiche Tiere beherrschten in diesem Jahr die Schlagzeilen.

Berlin. Die tierischen Sommerlochfüller müssen nicht immer gefährliche Reptilien und Raubtiere sein. Yvonne machte weder Baggerseen unsicher noch riss sie friedliche Schafe. Dennoch beschäftigte die Jagd nach der entlaufenen braun-weißen Kuh in diesem Jahr monatelang die Medien. Auch das schielende Opossum Heidi gehörte zur Kategorie der possierlichen Medienstars, die 2011 für Heiterkeit sorgten. Tierfans aus aller Welt mussten in diesem Jahr jedoch unerwartet von einem ihrer Lieblinge Abschied nehmen: Eisbärstar Knut starb mit nur vier Jahren vor den Augen der Besucher im Berliner Zoo.

Bis zu seinem Tod war Knut der unangefochtene Star des Zoos . Die Bilder des süßen Eisbärbabys, das von seiner Mutter verstoßen und von seinem Pfleger Thomas Dörflein aufgezogen wurde, waren 2007 um die Welt gegangen. Knut sah zwar bald immer weniger wie ein Kuscheltier, sondern wie ein ausgewachsenes Raubtier aus. Doch die Erinnerung an den süßen Babybären blieb. Und so verdiente der Zoo Millionen mit Knut-Plüschtieren, Knut-Tassen oder Knut-Postkarten.

Umso unerwarteter und dramatischer kam sein früher Tod. Im jugendlichen Eisbärenalter von vier Jahren fiel er am 19. März vor den Augen der Zoobesucher von einem Felsen ins Wasserbecken und ertrank. Woran aber war Knut so plötzlich gestorben? Das war die große Frage dieser Tage.

Die Antwort der Berliner Zooleitung lautete: Wir sind jedenfalls nicht schuld. Vielmehr habe Knut an einer Gehirnentzündung gelitten, die von einem unbekannten Virus verursacht worden sei, verkündete Zoodirektor Bernhard Blaszkiewitz flankiert von einem halben Dutzend Biologen vor der internationalen Presse. Tierschützer machten hingegen krankmachende Auswirkungen von Inzucht und Käfighaltung für Knuts Tod mitverantwortlich.

Doch nicht nur der Berliner Zoo macht in diesem Jahr international auf sich aufmerksam. „Nicht genug mit Eisbär Knut, Oktopus Paul und David Hasselhoff - die Deutschen haben eine neue Faszination“, schrieb das US-amerikanische „Time Magazine“ und meinte Heidi, das schielende Opossum im Leipziger Zoo. Heidi avancierte mit ihrem Sehfehler Anfang des Jahres zur berühmtesten Beutelratte der Welt. Auf Facebook hat sie mit 350.000 Fans übrigens deutlich mehr Anhänger als David Hasselhoff. Auch Heidi starb 2011 - im Gegensatz zu Knut allerdings an Altersschwäche.

Weiter ging es 2011 mit der Kuh Yvonne , die sich im Mai unerlaubt von ihrem Weidegrund im bayrischen Landkreis Mühldorf entfernte. Fünf Jahre nach der Jagd auf den Braunbären Bruno wurde Bayern erneut von einem „Problemtier“ in Atem gehalten. Mit immer neuen Methoden versuchte der Gutsbesitzer sein Rindvieh zu fangen, das sich zur Freude der internationalen Medien aber nicht erwischen ließ. Die „Bild“-Zeitung setzte gar ein Belohnung von 10.000 Euro für das Auffinden der Kuh aus. Erst Ende August - pünktlich zum Ende des Sommerlochs - wurde Yvonne schließlich friedlich grasend in Niederbayern entdeckt und auf einen Gnadenhof gebracht. Damit ist es der Kuh gelungen, mit ihrer Flucht dem bereits vorgesehenen Schlachthof zu entgehen.

Während Bayern auf Kuhjagd ging, entschied in Berlin Tintenfischdame Ophira den Orakelwettbewerb der Oktopoden für sich. Dort sollte im Juli ein Nachfolger für das berühmte Krakenorakel Paul gefunden werden. Paul hatte treffsicher die Ergebnisse von Spielen der Fußballweltmeisterschaft 2010 vorausgesagt, und wurde damit zum Star des Sea Life Centers im nordrhein-westfälischen Oberhausen. Zwar orakelte Ophira während des Wettbewerbs den Ausgang von vier Spielen der Frauen-Fußballweltmeisterschaft korrekt. Doch zu Pauls Weltruhm brachte es der Berliner Tintenfisch nicht.

Auch der kleine Pinguin "Happy Feet" , der tausende Kilometer von seiner antarktischen Heimat gestrandet war, rührte die Herzen - für ihn blieb das Happy End jedoch aus. Der Kaiserpinguin tauchte im Juni rund 3000 Kilometer von der Antarktis entfernt am Strand von Neuseeland auf. Gerührt verfolgten Millionen Menschen, wie der Pinguin aufgepäppelt wurde, nachdem er versehentlich Sand gefressen hatte, den er für heimischen Schnee hielt. Schließlich wurde er mit einem Peilsender ausgestattet in die Freiheit entlassen. Doch nach wenigen Tagen riss der Kontakt ab. Ob der kleine Pinguin den Sender verlor oder ob Happy Feet Opfer eines Raubtiers wurde, wird vermutlich nie herauskommen.

Bleibt zum Schluss ein „tierischer“ Ausblick auf 2012: Mit der Fußball-Europameisterschaft in Polen und der Ukraine wird sich für zahllose Tier-Orakel wieder die Gelegenheit bieten, ihre weissagerischen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Zudem wird Knut wohl im Berliner Naturkundemuseum ausgestellt werden, auch wenn zu diesem Zeitpunkt „noch keine Entscheidung gefallen“ ist, wie eine Sprecherin mitteilte. Tier des ausgehenden Jahres waren übrigens nicht Knut, Heidi oder Yvonne, sondern der Eurasische Luchs, dessen Bestand sich in Europa langsam und abseits vom Medienrummel zu erholen scheint.