Zehntausende Menschen stundenlang eingesperrt. Fahrgäste retten sich aus Zügen

Berlin. Wieder hat ein schwerer Zwischenfall die von Pannen geplagte Berliner S-Bahn lahmgelegt. Im zentralen elektronischen Stellwerk in Halensee fiel gestern um 11.45 Uhr der Strom aus. Es entstand ein Chaos: Die Signale im Westteil der Stadt schalteten automatisch auf Rot, Züge blieben in Tunneln stehen, Zehntausende Fahrgäste saßen fest, andere riskierten den gefährlichen Ausstieg und gingen über die Schienen zum nächsten Bahnhof. Auch Regional- und Fernzüge waren betroffen. Erst nach drei Stunden rollten die Züge wieder. Der Ausfall eines Bauteils, mit dem Techniker die Notstromversorgung kontrollieren wollten, hatte die Störung ausgelöst. "Es ist bei der Prüfung abgebrannt und das Ersatzteil, das in einem solchen Fall einspringen soll, funktionierte nicht", sagte S-Bahn-Sprecher Ingo Priegnitz. Auch das Reservesystem habe versagt.

Die Berliner S-Bahn-Kunden sind leidgeprüft. Seit zweieinhalb Jahren schafft das Unternehmen nach Wartungsmängeln, Technikproblemen und Missmanagement keinen Normalbetrieb mehr. Die SPD in Berlin warf der S-Bahn-Mutter Deutsche Bahn vor, sie sei mit dem Betrieb überfordert. Täglich nutzen rund 1,3 Millionen Menschen in der Hauptstadt die S-Bahn. Der Senat überlegt, die Pannen-Bahn in Landesregie zu übernehmen. Allerdings denkt die Bahn bislang nicht an einen Verkauf.