Mailand. In Italien sind Mitglieder der kalabrischen Mafiaorganisation 'Ndrangheta bei einem der größten Prozesse in der italienischen Justizgeschichte zu teilweise hohen Haftstrafen verurteilt worden. Das Mailänder Gericht befand 110 von insgesamt 119 Angeklagten für schuldig, in Norditalien eine regelrechte "Dachorganisation" der süditalienischen 'Ndrangheta betrieben zu haben. Demnach machten sie mit über 15 lokalen Unterorganisationen vor allem im Bauwesen kriminelle Geschäfte. Zudem versuchten sie, die Politik zu unterwandern.

Die Höchststrafe von 16 Jahren Gefängnis verhängte das Gericht am Sonnabendabend gegen Alessandro Manno aus Pioltello bei Mailand. Weitere führende Köpfe des aus dem Süden stammenden Mafiaclans erhielten in der ersten Instanz Haftstrafen zwischen zwölf und 15 Jahren. Acht der Angeklagten wurden freigesprochen oder das Verfahren gegen sie wurde eingestellt. Einer starb während des Prozesses.

Ermittler hatten Mitte vergangenen Jahres in einer Großrazzia 170 mutmaßliche Mafiosi festgenommen. Die Verurteilten reagierten auf die Urteilsverkündung im Gericht mit Beleidigungen und applaudierten höhnisch. Mafiajäger hatten bereits jahrelang vor der Infiltration Norditaliens durch die kalabrische 'Ndrangheta gewarnt. Sie gilt in Ermittlerkreisen als derzeit schlagkräftigste Mafiaorganisation.