Die Hamburger Jens Westphalen und Thoralf Grospitz hoffen am kommenden Montag in New York auf den weltweit wichtigsten Fernsehpreis.

Hamburg. Ob er einen Emmy, den Oscar des Fernsehens, gewonnen hat, wird Jens Westphalen "wohl als Letzter" erfahren. Im australischen Outback, unterwegs auf staubigen Pisten, 3000 Kilometer quer über den Kontinent, gäbe es keinen allzu guten Handyempfang, sagt der Hamburger Biologe. Westphalen, 47, und sein Partner Thoralf Grospitz, 48, zählen zu Deutschlands besten Tierfilmern - und könnten kommenden Montag in New York mit dem wichtigsten internationalen Fernsehpreis geehrt werden. Für die englischsprachige Fassung ihres zweiteiligen Filmes "Wildes Japan" ("Wild Japan") sind sie für die beste Dokumentation nominiert.

Als die E-Mail mit der Nachricht kam, arbeiteten die beiden Zoologen, die sich vor 18 Jahren nach dem Studium in Hamburg als Tierfilmer selbstständig gemacht hatten, gerade im Daintree-Nationalpark im äußersten Norden Queenslands. Sie dokumentierten die Jungenaufzucht bei Kasuaren. Aufnahmen aus dem Familienleben der flugunfähigen Vögel sind selten. Grospitz und Westphalen waren dementsprechend fokussiert auf die Arbeit: "Da hat es eine ganze Weile gedauert, bis die Nachricht so richtig bei uns eingesickert war, dass wir nominiert sind. So richtig glauben können wir es immer noch nicht", sagte Jens Westphalen dem Hamburger Abendblatt.

Die internationalen Emmys werden jedes Jahr nach den amerikanischen Emmys verliehen. Preiskategorien neben Dokumentation sind unter anderem Bester Schauspieler/Beste Schauspielerin, Beste Comedy, Bestes Kinderprogramm oder Beste Telenovela. Die Arbeit der beiden Hamburger muss sich gegen eine argentinische Produktion über Drogenbanden und Auftragskiller, eine kanadische Dokumentation über das Familienleben eines Mörders und gegen die Arbeit von japanischen Kollegen behaupten, die sieben Jahre lang eine Familie und ihr Kind mit Downsyndrom begleiteten.

"Da stechen wir mit unserem Naturfilm thematisch etwas heraus und schrauben unsere Erwartungen erst einmal nicht so hoch", sagt Tom Synnatzschke, als Produktioner vonseiten der NDR Naturfilm/Studio Hamburg DocLights GmbH verantwortlich für "Wildes Japan". Gefreut über die Nominierung hätten sich trotzdem alle wahnsinnig. Synnatzschke: "Der Film hat es wirklich verdient. Viele der Aufnahmen sind einzigartig, zeigen etwa Verhaltensweisen, die noch nie gefilmt wurden, und auch die Kombination aus Natur und Kultur scheint bei den verschiedenen internationalen Jurys gut angekommen zu sein."

Und weil deutsche Nominierungen zwar immer einmal wieder vorkommen, jedoch nicht alltäglich sind, und mit Westphalen und Grospitz erstmals zwei Hamburger die Trophäe erhalten könnten, reisen neben Synnatzschke auch NDR-Naturfilmchef Jörn Röver und Patricia Schlesinger, Leiterin des Programmbereichs Kultur und Dokumentation des norddeutschen Senders, nach New York, um am Montagabend vor dem New York Hilton Hotel, unweit des Central Parks, über den roten Teppich zu schreiten.

Im Gepäck werden sie dabei einen Anzug und ein frisches Hemd haben - für Thoralf Grospitz. Denn um die Brunft der Koalas für ihren neuen Film über Australiens Tierleben nicht zu verpassen, haben die Hamburger Filmer entschieden, dass nur einer von ihnen nach New York fliegt. "Thoralf düst hier kommenden Donnerstag los, in seinen schlammigen Schuhen und der Dschungelhose", sagt Jens Westphalen. Den Smoking - Pflicht am Abend der Bekanntgabe - würde er sich dann in New York leihen müssen.

Denn auf vieles waren die beiden eingestellt. Auf sengende Hitze und Überschwemmungen, auf tropische Krankheiten, die sie in Australien in den vergangenen Monaten schwer trafen, und auf Zicken ihrer tierischen Objekte. Aber nicht auf einen großen Auftritt in vornehmer Kleidung beim Emmy Award in New York.