Kinder, die gegen zwölf Punkte verstoßen, werden rausgeworfen

Kopenhagen. Fast 600 Kinder besuchen die städtische Nordwest-Schule in der dänischen Stadt Helsingør. Wie in vielen anderen Schulen stellten auch hier die Lehrer vor einigen Jahren fest, dass die Eltern die Erziehung mehr und mehr den Lehrern überlassen. Damit ist es nun vorbei. Eltern, die ihre Kinder hier einschulen wollen, müssen die Schulverordnung durchlesen und sie sogar unterschreiben. Verstößt ein Schüler dagegen, muss er mit dem Rauswurf rechnen, wie jetzt erstmals geschehen.

Die Regeln sind die wohl strengsten im ganzen Land, und die Eltern werden deutlich in die Pflicht genommen. Zwölf Punkte müssen Mutter und Vater akzeptieren, Punkte, die eigentlich selbstverständlich sein sollten, aber heute häufig nicht immer zum Familienalltag gehören. "Eltern müssen ihre Kinder an die Schulaufgaben erinnern", heißt es. Und: "Die Eltern dürfen nicht schlecht über andere Schüler und die Lehrer sprechen."

Sowohl Eltern als auch Kinder müssen laut Vertrag der Schule gegenüber loyal sein und ihre Kinder dazu erziehen, dass sie andere Kinder so behandeln, wie sie selbst auch gern behandelt werden möchten. Elternabende sind obligatorisch, und wenn böse Gerüchte aufkommen, haben sich die Eltern direkt an die Schulleitung zu wenden. Eigentlich selbstverständlich: Die Kinder müssen ausgeschlafen zum Unterricht erscheinen - und sie müssen gefrühstückt haben.

Dass das alles durchaus ernst gemeint ist, bekamen drei Kinder aus der sogenannten Kindergartenklasse zu spüren. Sie hatten mehrere Male Lehrer-Autos angemalt, und als die Eltern ihre Kleinen davon nicht abbringen konnten, wurden sie der Schule verwiesen. Heute lernen sie in einer anderen städtischen Schule das Abc.

Die meisten Eltern sind von dem System begeistert, denn es sorgt für weniger Unfug und mehr Sicherheit. Auch Dänemarks Bildungsministerin Christine Antorini, 46, hat nur Worte des Lobes übrig: "Eltern stellen heute hohe Ansprüche, deshalb sollten sie auch Verantwortung dafür tragen, dass die Schulgemeinschaft funktioniert. Elternverantwortung bedeutet in unserer heutigen Zeit, dass die Eltern Stellung beziehen."