Raffaele Sollecito, 27, meidet im Unterschied zu Amanda Knox, 24, im Mordprozess von Perugia die Medien, erhebt jedoch gravierende Vorwürfe gegen die Polizei.

Perugia. Raffaele Sollecito, 27, meidet im Unterschied zu Amanda Knox, 24, im Mordprozess von Perugia die Medien, erhebt jedoch gravierende Vorwürfe gegen die Polizei. In der von der Außenwelt abgeschirmten Villa seiner Eltern in Süditalien beklagt der ebenso wie seine amerikanische Ex-Freundin freigesprochene Italiener "Gewalt und Zwangsmaßnahmen" bei den ersten Verhören vor vier Jahren.

Nach dem brutalen Sexualmord an der britischen Austauschstudentin Meredith Kercher, 21, war er zunächst nur als Zeuge vernommen worden. Das brutale Vorgehen der Beamten habe sein anfängliches Zutrauen in die Ermittlungsbehörden zerstört, lässt der junge Mann über seinen Vater wissen.

Für den ehemaligen Justizminister Angelino Alfano ist die Aufhebung der ursprünglichen Haftstrafen völlige Verantwortungslosigkeit der Richter. "Der Freispruch für Amanda Knox und Raffaele Sollecito erweckt den Eindruck, dass in Italien niemand für Justizirrtümer zahlt", beklagte der derzeitige Sekretär der Regierungspartei PDL. Empört erinnerte die nationale Richtervereinigung daraufhin an die in entsprechenden Fällen vorgesehenen dreistufigen Gerichtsverfahren. Unabhängig davon, ob die Richter von Perugia tatsächlich zur Verantwortung gezogen werden, weil sie in erster oder zweiter Instanz eine falsche Entscheidung getroffen haben, ist für den Vorsitzenden des Gerichts von Perugia, Claudio Pratillo Hellmann, nur eins sicher: "Niemand wird je wissen, was wirklich vorgefallen ist."