Die Staatsanwaltschaft forderte lebenslange Haft für den mutmaßlichen Mörder. Olaf H. betonte, er erwarte keine Vergebung für seine Tat.

Krefeld. Eine lebenslange Haft mit Feststellung der besonderen Schwere der Schuld droht Olaf H., dem mutmaßlichen Mörder des zehnjährigen Mirco, nach dem Willen der Staatsanwaltschaft. Anklägerin Silke Naumann forderte am Montag am Landgericht Krefeld eine Verurteilung unter anderem wegen Mordes, sexuellem Missbrauchs und Freiheitsberaubung. Der 45-jährige Olaf H. habe von Anfang an geplant, den Jungen aus Grefrath zu töten, sagte sie am Montag vor dem Krefelder Landgericht. Vermutlich habe er Mirco schon kilometerweit mit seinem Auto verfolgt, bevor er zugeschlagen habe. Er habe ihn entführt, sexuell missbraucht und erdrosselt; anschließend habe er der Kinderleiche noch ein Messer in den Hals gerammt.

Olaf H. habe seinen perfiden Charakter mit der Lüge gezeigt, beruflicher Stress sei Anlass der Tat gewesen, unterstrich Naumann. Er habe versucht, seinen ehemaligen Vorgesetzten für die Tat mitverantwortlich zu machen. Auch die Anwältin der Nebenklage schloss sich den Forderungen an. "Wir können nur im Ansatz erahnen, was der Angeklagte dieser Familie angetan hat“, sagte Gabriele Reinartz. Olaf H. sei nicht wie behauptet zum Stressabbau herumgefahren, sondern wie ein Jäger auf der Pirsch gewesen. "Er hat Mirco abgegriffen, dann hat für das Kind eine ganz schreckliche Horrorfahrt begonnen.“ Er habe "eiskalt gehandelt und keinerlei Einsicht und Reue gezeigt“.

+++ Gutachter: Olaf H. ist "pervers" und voll schuldfähig +++

Der psychiatrische Gutachter hatte den Angeklagten schon am vergangenen Freitag als voll schuldfähig eingestuft. Der Manager sei hochintelligent und vermutlich ein sadistisch-perverser Täter. Reinartz sagte nun dazu: "Dieser Tätertyp ist viel gefährlicher als ein Pädophiler.“

Zum Schluss meldete sich Olaf H. selbst zu Wort. In einer von seinem Anwalt verlesenen Erklärung betonte der 45-jährige Angeklagte, dass ihm die Tat "unendlich leid“ tue und er sie sich "selbst nicht erklären“ könne. Olaf H. betonte, dass er "keine Vergebung“ für seine Tat erwartet. Er verstehe "die Verachtung“, die sein Vergehen auslöse. Seine Tat sei unentschuldbar und sein Leben gleiche seitdem einem "Albtraum, dem ich nicht mehr entrinnen kann“. Die Erklärung persönlich abzugeben, dazu habe er keine Kraft, ließ der Angeklagte mitteilen.

Verteidiger Gerd Meister sagte, er sehe trotz allem keine Umstände für eine besondere Schwere der Schuld. Deswegen bat er das Gericht, sorgfältig zu prüfen, ob dieser Vorwurf angemessen sei. Die Feststellung der besonderen Schwere der Schuld erhöht die Haftdauer von Mördern in der Regel um mehrere Jahre. An einer vorsätzlichen Planung habe er zudem "erhebliche Zweifel“, betonte Meister.

In Gesprächen mit ihm habe der Manager Abscheu für seine Tat gezeigt, sagte der Anwalt. Olaf H. habe zwar "geleugnet, manipuliert und versucht, die Öffentlichkeit hinters Licht zu führen“. Dies sei aber nur geschehen, weil er sich die Tat selbst nicht habe eingestehen können. Das Urteil ist für diesen Donnerstag geplant.

Mirco war am 3. September 2010 auf dem Nachhauseweg entführt und ermordet worden. Um das Kind zu finden, hatte die Polizei eine der größten Suchaktionen in der Geschichte der Bundesrepublik gestartet. 1000 Polizisten durchkämmten Felder und Wälder bei Grefrath am Niederrhein. Olaf H. hatte die Tat fünf Monate später gestanden und die Ermittler zur Leiche des Jungen geführt. (dpa/dapd)