Das norwegische Schiff der Reederei Hurtigruten befand sich auf der auch bei Deutschen beliebten Touristentour von Bergen an den Polarkreis. Kurz vor dem Anlegen in Ålesund gab es im Maschinenraum der “Nordlys“ eine Explosion. Zwei Besatzungsmitglieder starben.

Oslo. Bei einem Brand auf einem norwegischen Kreuzfahrtschiff sind am Donnerstag nach Polizeiangaben zwei Besatzungsmitglieder ums Leben gekommen. Das Feuer sei im Maschinenraum des Postschiffs "Nordlys" ausgebrochen, teilte die Polizei mit. Das Schiff der Reederei Hurtigruten war auf dem Weg von Bergen nach Norden. Die Reise nach Kirkenes im äußersten Nordosten Norwegens ist auch bei deutschen Touristen sehr beliebt.

Als das Feuer ausbrach, sei die "Nordlys“ auf Höhe der west-norwegischen Stadt Aalesund gewesen, berichtete der Fernsehsender NRK. "Wir bestätigen den Tod zweier Personen“, sagte eine Polizeisprecherin. Vier Menschen würden vermisst, die genaue Zahl stehe aber noch nicht fest. Nach weiteren Passagieren werde noch gesucht. Früheren Medienberichten zufolge wurden alle 207 Passagiere und 55 Besatzungsmitglieder von Bord gebracht. Ein Teil der Besatzung sei auf dem Schiff geblieben, um das Feuer zu bekämpfen.

Die 262 Menschen an Bord hatten nach Überzeugung der Polizei großes Glück. Das Unglück habe nur deshalb nicht mehr Opfer gekostet, weil das Feuer kurz vor dem Anlegen im Hafen von Ålesund ausbrach. Dort konnte die brennende "Nordlys“ innerhalb von 20 Minuten zum Kai bugsiert werden.

Alle 207 Passagiere, unter ihnen auch Deutsche, seien "sicher an Land gekommen“, teilte die Reederei Hurtigruten wenig später mit. Die Polizei gab an, dass 16 Menschen verletzt wurden. Sieben von ihnen würden in Krankenhäusern behandelt, zwei davon mit schweren Brandverletzungen. Unter neun Leichtverletzten waren nach den Behördenangaben auch zwei Deutsche.

Im Maschinenraum des 122 Meter langen Schiffes der Reederei Hurtigruten war am Morgen gege 9.20 Uhr kurz vor dem Anlegen in Ålesund Feuer ausgebrochen. Als wahrscheinlicher Auslöser für das Feuer mit gewaltiger Rauchentwicklung galt eine Explosion im Maschinenraum. Gut die Hälfte der Passagiere wurde nach Auslösen des Feueralarms zunächst auf herbeigeeilte Boote gebracht. Nach dem Anlegen am Kai stand für die anderen Reisenden der direkte Weg an Land offen. Die "Nordlys“ konnte mit Schlepperhilfe zum Kai von Ålesund bugsiert werden. Wegen der gewaltigen Rauchentwicklung ließen die norwegischen Behörden das Zentrum der Kleinstadt vorübergehend evakuieren. Massive Feuerwehrkräfte waren im Einsatz, um den Brand nach dem Anlegen zu löschen.

Mit einem Großeinsatz brachte die Feuerwehr den Brand unter Kontrolle, doch dann bekam das Schiff wegen einlaufenden Wassers zunehmend Schlagseite. "Unsere wichtigste Aufgabe besteht jetzt darin, die 'Nordlys' zu stabilisieren“, sagte ein Polizeisprecher. Es laufe so viel Wasser durch die Frischwassertanks in das Schiff ein, dass die "Nordlys“ auch kentern könne.

Nach dem Ausrufen von Katastrophenalarm in Ålesund wurden aus Bergen und anderen westnorwegischen Städten Feuerwehrkräfte herbeigerufen. Spezialisten durchsuchten das Schiffsinnere nach möglicherweise zurückgebliebenen Passagieren. Am frühen Nachmittag hieß es, man habe den Brand unter Kontrolle.

Die "Nordlys“ war nach den Reedereiangaben 1994 in Stralsund vom Stapel gelaufen und war für die Hurtigruten-Linie auf der beliebten Kreuzfahrtroute von Bergen nach Kirkenes unterwegs. Sie führt rund 2.500 Kilometer entlang der norwegischen Küste nach Norden, weit jenseits des Polarkreises. An Bord solcher Schiffe befinden sich in der Regel sowohl Touristen als auch Einheimische.

Passagiere berichteten Reportern der norwegischen Nachrichtenagentur NTB, dass die Evakuierung des Schiffes nach dem Brandalarm ohne Panik abgelaufen sei. "Das lief gut ab“, sagte die Dänin Benedicte Skovested nach den NTB-Angaben. Man habe die Rauchentwicklung an Deck bemerkt. "Es gab keine Panik. Die Besatzung hat das sehr professionell bewältigt“, sagte die Dänin weiter.

Hintergrund: Hurtigrute – Liniendienst an Norwegens Küste

Als Linien- und Postdienst besteht die von der norwegischen Reederei Hurtigruten betriebene Schiffsverbindung zwischen Bergen und Kirkenes seit 1893. Auf der fast 3000 Kilometer langen Reise an der Westküste Norwegens gehen die Schiffe in 34 Häfen vor Anker. Täglich legt eines der 13 Schiffe von Bergen ab, um mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 16 Knoten Richtung Norden nach Kirkenes und zurück nach Bergen zu fahren. Wegen der atemberaubend schönen Landschaft ist die Strecke auch bei ausländischen Touristen beliebt. Früher war der Liniendienst zeitweise die einzige Verbindung zwischen dem Süden und dem dünn besiedelten Norden Norwegens. (dpa/rtr/dapd/abendblatt.de)