Eine bislang unbekannte Enkelin des Gründers arbeitet in einer Filiale des Möbelhause. Den Job bekam sie auf eine Stellenanzeige.

Stockholm. Ikea-Gründer Ingvar Kamprad, 85, hat nicht nur drei Söhne, sondern - wie sich jetzt zur Überraschung der meisten Schweden herausstellte - auch eine Tochter und eine Enkelin. Die 30-jährige Helena Kihlblom ist seit zwei Jahren stellvertretende Ikea-Filialleiterin. Den Job bekam sie allerdings nicht mithilfe ihres berühmten Großvaters, sondern ganz einfach aufgrund einer Stellenanzeige im Internet - niemand in der Personalabteilung wusste, wer sie war.

Die Familien- und Vermögensverhältnisse des Möbelbauers sind komplizierter, als man bisher vermutet hatte. Die schwedische Zeitung "Aftonbladet" nahm die Kamprad-Familie genauer unter die Lupe und stieß jetzt auf die bisher unbekannte Enkelin.

+++ Der rasante Aufstieg des Ingvar Kamprad +++

+++ Wie Ikea-Gründer Kamprad sein Imperium aufbaute +++

1950 hatte Ingvar Kamprad die Schwedin Kerstin Vadling geheiratet. Das Paar konnte keine Kinder bekommen und adoptierte daher 1958 die kleine Annika. Das Baby war drei Monate alt, als es in die Familie Kamprad kam. Die Ehe endete im Streit. 1961 ließen sich Ingvar und Kerstin Kamprad scheiden, Annika blieb bei der Mutter. Ingvar Kamprad heiratete 1963 zum zweiten Mal und wurde Vater von drei Söhnen. Alle drei sind inzwischen selbst Väter - Ingvar Kamprad hat dank seiner Söhne sechs Enkelkinder.

Die drei Kamprad-Erben stehen schon lange im Rampenlicht, sie arbeiten für Ikea und ihnen gehört bereits heute ein Teil des riesigen Vermögens des Möbelhauses. Allerdings nicht alles, und alles werden sie auch nie besitzen. Nach seinem 50. Geburtstag bekam Ingvar Kamprad Angst davor, bald sterben zu müssen, und schon Ende der 70er-Jahre regelte er deshalb seinen Nachlass. Kein Familienmitglied sollte jemals den Grundstock des Möbelriesen anrühren können. Der Hauptteil der Ikea-Geschäfte gehört heute Stiftungen, auf die die Kinder niemals Zugriff haben werden. Es gibt zwei Ausnahmen. So gehört den drei Kamprad-Söhnen die Ikano-Group, eine Bank mit einem Jahresumsatz von vier Milliarden Euro, ganz allein. Außerdem verwalten sie zusammen mit ihrem Vater die Stiftung "Interogo". Sie hat ihren Sitz in Liechtenstein und einen geschätzten Wert von zehn Milliarden Euro.

Im Vergleich dazu sind Adoptivtochter Annika und Enkelin Helena arme Kirchenmäuse. Es geht ihnen finanziell zwar nicht gerade schlecht, aber ihre Einnahmen sind dürftig im Vergleich zum Vermögen der Kamprad-Söhne. So besitzt Annika ein Pferdegestüt und ein Vermögen von etwa 300 000 Euro, Helena arbeitet im Unternehmen ihres Großvaters und bekommt ganz normales Gehalt. Aus einem Ehevertrag, den die heute 53-jährige Tochter Annika 1983 bei ihrer Trauung unterschrieben hat, geht außerdem hervor, dass sie ihrem Vater Ingvar Geld schuldet - offenbar hat Ingvar ihr keineswegs einen Teil seines Vermögens geschenkt, sondern es ihr nur geliehen, verzichtet aber auf die Rückzahlung.

Als Enkelin Helena nach ihrer Ausbildung einen Job suchte, gab es von Ingvar Kamprad keine Unterstützung. Helena Kihlblom: "Eigentlich wollte ich nie zu Ikea, aber dann sah ich die Anzeige. Ich habe die Verwandtschaft in meiner Bewerbung nicht erwähnt, allerdings habe ich später auch kein Geheimnis daraus gemacht. Wenn mich jemand danach gefragt hat, habe ich ganz offen auf die Fragen geantwortet."

Obwohl Kamprad seine Söhne, finanziell gesehen, deutlich bevorzugt, hat Helena offenbar kein gespanntes Verhältnis zu ihrem reichen Großvater. "Wir verstehen uns gut, mehr will ich dazu nicht sagen." Auch darüber, dass ihre drei Onkel finanziell wesentlich besser dastehen als sie und ihre Mutter, scheint die junge Frau nicht ärgerlich zu sein. "Ich habe davon keine Ahnung, aber ich gehe mal davon aus, dass sie für ihr Geld auch hart arbeiten müssen. Ich bekomme jeden Monat meinen Gehaltsscheck, und ich bin sehr zufrieden damit. Ich kann mich nicht beklagen." Nach der "Aftonbladet"-Veröffentlichung tauchte sie allerdings unter und wollte mit niemandem mehr reden.

Ganz privat und jenseits dieser doch etwas merkwürdigen Vermögensaufteilung hat Helena Kihlblom Ikea einiges zu verdanken. Im Büro lernte sie ihren Lebensgefährten Mikael Ottosson kennen. Inzwischen hat das Paar ein kleines Töchterchen, und im Herbst kommt sogar erneut Nachwuchs. Ob sie nach dem Mutterschaftsurlaub auf ihren Posten als stellvertretende Filialleiterin zurückkehren wird, weiß sie noch nicht.