Der ehemalige Vorgesetzte des angeklagten Olaf H. hat bestätigt, dass dieser beruflich unter erheblichem Druck stand. Weitere Zeugen werden gehört.

Krefeld. Der mutmaßliche Mörder des kleinen Mirco aus Grefrath stand nach Angaben seines Vorgesetzten vor der Tat tatsächlich beruflich unter erheblichem Druck. Bei gleich drei Projekten seien die eher schlechten Ergebnisse mit dem Namen von Olaf H. in Verbindung gebracht worden, berichtete der Vorgesetzte am Freitag im Zeugenstand des Krefelder Landgerichts. Der nächst höhere Vorgesetzte habe Olaf H. gesagt, dass er Verbesserungen erwarte. Er sei dabei „sehr deutlich geworden“.

Erneut meldete sich der Angeklagte zu Wort: Er habe damals drei Jobs gleichzeitig gemacht: Seinen alten Posten, der in der Führung von rund 100 Mitarbeitern bestand, die Einarbeitung in seine neue Stelle in Bonn und die Arbeit an einem Geheimprojekt, über das er noch nicht mal mit seiner Frau sprechen durfte. Am Tattag habe er sich einen freien Tag genommen, weil seine Tochter krank gewesen sei, tatsächlich habe er aber nebenher gearbeitet.

Ein Kollege von Olaf H., der sich beruflich auf gleicher Ebene befand, gab zu Protokoll, dass er durch den Stress erkrankt sei. Er habe mit dem Druck nicht mehr umgehen können.

Der Vorgesetzte widersprach aber auch zentralen Aussagen des Angeklagten: Er könne sich nicht erinnern, dass dieser einmal aus Protest ein Treffen in München verlassen habe, weil er vor versammelter Mannschaft abgekanzelt worden sei. Auch traue er dem höheren Vorgesetzten persönliche Beleidigungen nicht zu. Ebenso wenig passe zu ihm der Satz, dass es ihm „scheissegal“ sei, dass die „blöde Tochter“ des Angeklagten krank sei.

Am Nachmittag sollte dieser Vorgesetzte des Angeklagten als Zeuge gehört werden. Sein Verhalten war vom geständigen Angeklagten als Auslöser des Kindsmordes genannt worden. Olaf H. hatte behauptet, den Mord nach einem Streitgespräch mit seinem Chef als Reaktion auf Druck und Stress im Beruf begangen zu haben. Der 45-Jährige hatte sich bei verschiedenen Versionen seines Geständnisses aber in Widersprüche verwickelt. (dpa)