Drei Jahre kämpfte die Schauspielerin und Kabarettistin mit den Folgen eines Schlaganfalls. Jetzt spricht sie erstmals über ihr Leiden.

Köln. Wenn prominente Zeitgenossen von der Bildfläche verschwinden, geschieht das in der Regel nicht aus freien Stücken. Popularität ist wie ein Feuer im Kamin: Wird nicht regelmäßig nachgelegt, ist der Spaß irgendwann vorbei. Ein kurzes Aufflackern vielleicht noch, etwa eine Stippvisite bei "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!", dann ist Schluss. Bei Gaby Köster, 49, lag der Fall anders. Kaum eine deutsche Komödiantin genießt so viele ehrliche Sympathien wie die Kölnerin.

Aber plötzlich, im Januar 2008, war sie weg; als sei ein Schalter umgelegt worden. Auch wenn es übertrieben klingt: Viele Menschen hat das beunruhigt, obwohl sie den Comedy-Star nur aus dem Fernsehen kannten. Längst sind Beziehungen zur TV-Prominenz das Gesprächsthema am Gartenzaun; Psychologen sprechen von "parasozialen Freundschaften". Und natürlich macht man sich um die Freundin vom Bildschirm ähnliche Sorgen wie um eine Nachbarin, die man vermisst.

Die Medien, sonst zuverlässige Quelle bei Klatsch und Tratsch aller Art, waren in diesem Fall keine Hilfe. Konsequent verhinderte Kösters Management eine Berichterstattung über ihr Schicksal. In der Showbranche war es ein offenes Geheimnis, dass die mit Preisen geradezu überhäufte Komikerin einen Schlaganfall erlitten hatte - mit nur 46 Jahren. Aber Zeitungen und Zeitschriften, die darüber berichten wollten, mussten ähnlich wie bei Monica Lierhaus mit empfindlichen juristischen Konsequenzen rechnen. Erst als Kösters Fans im Internet spekulierten, der Star aus der Comedy-Runde "7 Tage - 7 Köpfe" und der RTL-Sitcom "Ritas Welt" sei womöglich gestorben, wurde die strickte Nachrichtensperre ein wenig gelockert.

Und nun, wie aus heiterem Himmel, ist Gaby Köster wieder da. Als wolle sie die vergangenen drei Jahre auf einen Schlag nachholen, wird sie in den nächsten Tagen einen regelrechten Talkshow-Marathon absolvieren. Das hat seinen Grund. Die Schauspielerin mit dem rauchzarten, kehligen Lachen und dem unverkennbaren rheinischen Dialekt mag enorm glaubwürdig wirken und ist auch bei Begegnungen mit Journalisten von ansteckend guter Laune, aber selbstredend ist sie außerdem durch und durch Profi. Deshalb weiß sie natürlich, dass nichts so werbewirksam ist wie ein TV-Auftritt, wenn man zum Beispiel ein Buch geschrieben hat; und genau das hat sie getan. In ihren Bühnenprogrammen sagte Köster gern Sätze wie "Fernsehen ist der Zusammenprall von Scheiße und einem Ventilator". Gemessen daran ist der Titel ihrer Biografie bemerkenswert subtil: "Ein Schnupfen hätte auch gereicht" (Scherz-Verlag).

Ebenso wie im Buch wird es in den Talkshows vor allem darum gehen, wie die Kölnerin die letzten drei Jahre erlebt hat. Ihr Schweigen hat sie erstmals für "Stern" und "stern TV" gebrochen. Im Interview beschreibt sie, wie es sich anfühlt, wenn man im Krankenhaus einen Artikel über das eigene Ableben liest: "Es gab einen Zeitungsartikel, da steht eine Journalistin auf'm Friedhof und sagt, sie stehe in der Nähe meines Grabes. Und da dachte ich, komisch, eigentlich ist meine Körpertemperatur recht angenehm."

Infolge der Krankheit war vor allem ihre linke Körperhälfte betroffen. Schlaganfallpatienten können die Wut gut nachvollziehen, die einen erfasst, wenn man permanent an seine Grenzen stößt: "Ich bin immer ein selbstständiger Mensch gewesen, habe immer alles alleine geregelt, und wenn das plötzlich nicht mehr geht, da platzt einem schon einmal die Hutschnur und man denkt, bitte nicht, ich will das alles wiederhaben, wie es vorher war." "Stern TV" sagte sie: "Ich habe mir ziemlich früh gesagt, es gibt keine Niederlagen, es gibt Herausforderungen, und das ist vielleicht meine größte."

Auf Prognosen über die Fortsetzung ihrer Karriere will sich die Kölnerin gar nicht erst einlassen. Ihr Nahziel ist es, erst mal wieder auf die Beine zu kommen und mit ihren vier Hunden über eine Wiese laufen zu können.