Mit der Befragung von Zeugen aus dem privaten und beruflichem Umfeld will sich das Gericht ein Bild von der Persönlichkeit des Olaf H. machen.

Krefeld. Der mutmaßliche Mörder des kleinen Mirco aus Grefrath ist in seinem Job als Telekom-Manager mehreren Zeugen zufolge überfordert gewesen. Dies sei auch der Grund für seinen zur Tatzeit bereits feststehenden Wechsel innerhalb des Unternehmens gewesen, sagten Ex-Kollegen des Telekom-Managers am Montag vor dem Krefelder Landgericht aus. „Der Olaf hat sich zuviel zugemutet“, sagte ein ehemaliger Vorgesetzter des 45-Jährigen. Der Druck sei „teilweise erheblich“ gewesen. Olaf H. hatte in seinem Geständnis bei der Polizei behauptet, Mirco umgebracht zu haben, um damit den beruflichen Stress und Druck abzureagieren.

„Man sah ihm an, dass er gestresst war“, sagte eine Kollegin. Sein damaliger Vorgesetzter in München sei kein einfacher Chef gewesen und schon mal polternd. Olaf H. sei „an seine Grenzen gestoßen“ und unglücklich mit der Situation gewesen, sagte ein 41-jähriger Kollege. Er habe ihm zum Wechsel geraten, weil Projektergebnisse „katastrophal“ gewesen seien. „Er hätte seinen Namen verbrannt, wenn es so weitergelaufen wäre“. Der Angeklagte sei auch zu einem „Personalgespräch“ in eigener Sache nach München geflogen.

Schon am Freitag war der damalige Telekom-Manager von seinen Kollegen sehr unterschiedlich beurteilt worden: Die Zeugenaussagen variierten zwischen „nett, lustig und hilfsbereit“ bis „Blender, Lügner, unsympathisch, machtbewusst und eiskalt“. Auch über die Frage, wie sehr der Angeklagte zur Tatzeit unter Stress stand, gingen die Meinungen auseinander. Während Kollegen von „extremem Druck“ berichteten, beschrieben andere den 45-Jährigen als faul und unzuverlässig.

Mit der Befragung von Zeugen aus dem privaten und beruflichem Umfeld will sich das Gericht ein Bild von der Persönlichkeit des Angeklagten machen. Olaf H. hatte die Tat zwar gestanden, sich bei seinen verschiedenen Versionen aber in Widersprüche verwickelt. Mirco war am 3. September 2010 auf dem Nachhauseweg entführt und ermordet worden. Nach fünf Monaten hatten die Ermittler den bis dahin unbescholtenen Familienvater Olaf H. in Schwalmtal festgenommen. Der Prozess wird am kommenden Freitag fortgesetzt. (dpa)