Wer klebt das schönste Motiv? Häuserfronten werden mit Klebezetteln zu Kunstwerken

Paris. Sie bestimmen das Bild vieler Arbeitsplätze, dienen als Gedächtnisstütze und wurden vom amerikanischen US-Wirtschaftsmagazin "Fortune" neben der Boing 707 und dem Kühlschrank zu einer der wichtigsten Erfindungen des 20. Jahrhunderts auserkoren: kleine Haftnotizzettel, in allen Farben des Regenbogens, umgangssprachlich "Post-its" genannt.

Was sich aber momentan in der französischen Hauptstadt abspielt, hat mit dem eigentlichen Sinn der Zettelchen wenig zu tun. Pariser Büros, egal ob es sich um eine Großbank oder eine kleine Firma handelt, liefern sich einen "Post-it-Kampf", bei dem es darum geht, aus den bunten Haftnotizen das schönste Motiv zu kleben. Begonnen hat der Wettkampf angeblich im Pariser Vorort Montreuil. Ein Angestellter der Computerspielfirma Ubisoft hatte in seiner Mittagspause wohl einen Kreativitätsschub und komponierte aus Klebezetteln ein Bild an sein Bürofenster.

Als die Mitarbeiter der gegenüberliegenden Großbank dies sahen, fühlten sie sich herausgefordert und klebten ihrerseits ein Kunstwerk ans Fenster. Hieraus entwickelte sich ein Schlagabtausch zwischen beiden Firmen, der auch Passanten nicht entging. Sie trugen die neue Kunstbewegung dann in andere Stadtteile.

Mittlerweile hat der Trend die Pariser Innenstadt erreicht, und die Glasfassaden großer Wolkenkratzer werden von bunten Tieren, Blumen und Mickymaus "verschönert". Auch in andere Teile Frankreichs hat sich der Kunsttrend bereits ausgeweitet. Ob er auch in Hamburg Fuß fassen wird, liegt wohl an der Kreativität der Hanseaten und an ihrer Bereitschaft, die Mittagspause der Kunst zu widmen.