Die britische Poplegende George Michael weiß, wie man seinen Fans einheizt. In Prag brachte er die Rokoko-Staatsoper zum Beben.

Prag. George Michael ist wieder Single. Seine Fans erfuhren es von der Pop-Ikone der achtziger Jahre ganz direkt. „Mein Liebesleben ist jetzt um einiges turbulenter“, sagte Michael mit gebrochener Stimme auf der Bühne der Prager Staatsoper. Sein langjähriger Lebensgefährte Kenny Goss und er würden seit zweieinhalb Jahren getrennte Wege gehen.Intim und ganz nah dran - so startete Michael am Montagabend seine Europatournee „Symphonica“. Bei seiner letzten großen Konzertreise, dem Mega-Ereignis „25 Live“, sang der frühere Wham!-Star vor Millionen. „Keine Stadien mehr“, erklärte er danach kategorisch. Er wolle der Tony Bennett seiner Generation werden. Der legendäre Jazzsänger Bennett feierte Anfang August seinen 85. Geburtstag und gilt als einer der besten Entertainer seiner Generation.

Für Michael, der im Juni 48 geworden ist, soll die „Symphonica“-Tour eine neue, ruhigere Etappe markieren. Begleitet wird er nicht nur von seiner Band, sondern auch von einem ganzen Symphonie-Orchester. Es ist ein Comeback nach Negativschlagzeilen. „Meine Kämpfe mit verschiedenen Substanzen sind sehr gut dokumentiert“, sagte er seinen Fans in Prag. Im vorigen Jahr musste er wegen Trunkenheit am Steuer in Großbritannien eine vierwöchige Gefängnisstrafe verbüßen.

Wie um zu beweisen, dass er den Alkohol besiegt habe, begann Michael das Prager Konzert fast auf die Minute genau und gab auch nach mehr als zwei Stunden noch Zugaben. „It's a new life“ tönt es beim Song „Feeling Good“ von der Bühne. Gegen Ende konnte sich das Opern-Publikum in Anzug und Abendkleid nicht mehr auf seinen samtroten Plüschsesseln halten.

Michael fand aber auch Zeit an eine Sängerin zu erinnern, deren Kampf mit den „Dämonen“ tragisch endete. Mit dem Amy-Winehouse-Hit „Love is a Losing Game“ gedachte Michael der Künstlerin, die im Juli überraschend gestorben war. In den 30 Jahren seiner Musikkarriere habe er nur wenige britische Talente so bewundert wie Winehouse, sagte er.

Das will etwas heißen, wenn es von einem Musiker kommt, dessen frühere Haartolle man getrost endgültig bei den Geschmacksentgleisungen der achtziger Jahre ablegen kann. In Prag trat Michael hingegen im smarten Anzug mit seiner charakteristischen Sonnenbrille auf. Mit „Roxanne“ verwandelte er einen „Police“-Klassiker in eine sanfte Ballade und griff tief in die Synthesizer-Trickkiste mit „True Faith“ von New Order.

Klassik-Fans dürften dabei jedoch weniger auf ihre Kosten kommen. Es ist wie der Star selbst verspricht ein „ganz anderer Abend mit George Michael“, aber das Orchester stiehlt nicht die Show, sondern bleibt dezent im Hintergrund.

Am 5. September tritt der Brite mit griechisch-zypriotischen Wurzeln in der Berliner O2-World-Arena auf. Konzerte in acht weiteren deutschen Städten sind geplant.