Berlin. Bei der Deutschen Post AG hat der Diebstahl von Sendungen, Briefen und Paketen offenbar gravierende Ausmaße angenommen. Allein bei der Berliner Polizei meldeten sich im ersten Quartal dieses Jahres 700 Betroffene. Die Ermittler berichten von einer "steigenden Tendenz". Der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, sagte: "Die Post ist keine sichere Angelegenheit mehr."

Bundesweit gültige Statistiken sind nur schwierig aufzutreiben. Die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) erfasst das Feld nicht eigenständig. Ähnlich wird es bei den meisten örtlichen Polizeibehörden gehandhabt. Gewerkschaftschef Wendt spricht von 3240 registrierten Vorfällen im vergangenen Jahr. Inklusive der Dunkelziffer liege die wirkliche Zahl wohl höher.

Auch der Deutsche Verband für Post, Informationstechnologie und Telekommunikation (DVPT) bestätigt den Trend. "Früher hatte die Post ihr eigenes Personal im Einsatz", sagt Serkan Antmen, Bereichsleiter Post im DVPT. "Jetzt werden die Kästen von Subunternehmern geleert." Seitdem hätten Beschwerden über gestohlene Briefe und Pakete spürbar zugenommen.

"Erst werden Filialen geschlossen, dann wird das Geschäft an Tante-Emma-Läden abgegeben, und jetzt werden Briefe in Postablagekästen gelagert", sagt Rainer Wendt. Sicherer Versand trete hinter dem Sparkurs zurück. "Mein Eindruck ist, dass kein hoher Anspruch an die Sicherheit gelegt wird."

Im Posttower, dem Hauptsitz der Deutschen Post in Bonn, hält man die eigene Diebstahlstatistik bewusst zurück. "Kein Postdienstleister veröffentlicht die Zahlen", sagt Unternehmenssprecher Dirk Klasen. Die Post befürchte Imageschäden und Wettbewerbsnachteile. Die Vorfälle seien aber verschwindend gering. Subunternehmer könne man nicht per se als "schlechtere Menschen" abstempeln.