In Indien sind bei zwei schweren Zugunglücken mehr als 60 Menschen ums Leben gekommen. Die Polizei vermutet in einem Fall einen Anschlag.

Lucknow/Indien. Die Zahl der Toten nach einem schweren Zugunglück in Indien am Sonntag ist auf 67 gestiegen. Freiwillige und Soldaten arbeiteten die Nacht durch, um viele der mehr als 100 Verletzte aus den zwölf ineinandergeschobenen Waggons zu bergen. Rettungskräfte arbeiteten sich mit Schneidbrennern zu den Opfern vor. Behördenangaben zufolge dürften sich zu dem Zeitpunkt des Unglücks 1.000 Passagiere an Bord des Zuges befunden haben, genauere Angaben lagen zunächst nicht vor. Es ist daher mit weitaus mehr Todesopfern zu rechnen. Die Ursache des Unglücks ist weiter unklar.

Der nach seiner früheren Funktion als Postzug benannte Kalka-Mail-Express war am Sonntagnachmittag nahe der Stadt Fatehpur 120 Kilometer südöstlich von Lucknow, der Hauptstadt des Unionsstaates Uttar Pradesh, entgleist. Medien berichteten, der Lokführer habe die Notbremse gezogen, weil Vieh auf den Gleisen saß. Die Waggons wurden zum Teil übereinandergeschoben und von den Schienen geschleudert. Die Helfer versuchten, sie mit Kränen zu trennen.

Im Fernsehen war zu sehen, wie Anwohner zu Hilfe eilten und Zugfenster einschlugen, um Eingeschlossene aus den umgestürzten Wagen herauszuholen. Immer noch dürften viele weitere Menschen unter den Trümmern des Expresszuges begraben liegen, sagte am Montag Oberst Amarjit Dhillon, der die Bergungsarbeiten leitete. Die Toten lagen in Leichentücher gehüllt neben dem entgleisten Zug. Die meisten waren durch die Wucht des Aufpralls so entstellt, dass die Behörden dem staatlichen Rundfunksender All India Radio zufolge bislang nur vier der Opfer identifizieren konnten. Verzweifelte Angehörige suchten am Unglücksort und im staatlichen Krankenhaus in Fatehpur unter den Verletzten und Toten nach vermissten Familienmitgliedern.

"Ich habe im Schlafwagen Musik gehört, als ich einen lauten Knall und dann einen dumpfen Schlag hörte", sagte ein Passagier. "Ich flog aus meinem Sitz und stieß mit dem Kopf an die Wand." Der Zug war auf dem Weg nach Kalka am Fuße des Himalayas. Er kam aus Howrah, einem Bahnhof nahe Kalkutta im Osten des Landes.

Über 50 Menschen bei Zugunglück in Assam verletzt

Bei einem zweiten Zugunglück im nordöstlichen Unionsstaat Assam wurden am Sonntagabend mehr als 50 Menschen verletzt, vier davon schwer. Die Polizei verdächtigt die Extremistengruppe Adivasi Volksarmee, eine Bombe ferngezündet und damit den Zug von den Schienen gerissen zu haben. Die Adivasi Volksarmee ist ein Ableger der United Liberation Front of Asom (ULFA), der Vereinigten Befreiungsfront von Assam, die für ein unabhängiges sozialistisches Assam kämpft. Zu dem Anschlag bekannte sich zunächst keine Extremistengruppe.

Der Zugverkehr im Norden Indiens war am Montag stark beeinträchtigt, mindestens 62 Züge mussten umgeleitet, viele gestrichen werden. Das indische Bahnnetz ist eines der größten der Welt. 14 Millionen Menschen nutzen das Verkehrsmittel täglich. Es kommt häufig zu Unfällen, meist verursacht durch schlechte Wartung oder menschliches Versagen.