Der vollbesetzte Lufthansa-Airbus musste eine scharfe Vollbremsung hinlegen, um nicht in eine Boeing der Gesellschaft EgyptAir zu rasen.

New York. Mit einer Vollbremsung während des Starts hat der Kapitän einer Lufthansa-Maschine auf dem New Yorker Flughafen John F. Kennedy einen Zusammenstoß mit einem anderen Flugzeug verhindert. Die Lufthansa-Maschine mit 286 Passagieren an Bord habe ihren Start abbrechen müssen, weil ein anderes Flugzeug auf die Startbahn zu rollen drohte, teilte die US-Flugsicherheitsbehörde FAA am Mittwoch mit. Der Zwischenfall ereignete sich demnach bereits am Montag.

Der Lufthansa Flug 411 nach München erhielt eine Starterlaubnis, während EgyptAir Flug 986 aufgefordert wurde, hinter einer Linie knapp 80 Meter von der Startbahn entfernt zu warten, wie FAA-Sprecherin Kathleen Bergen erklärte. Die Maschine der EgyptAir überfuhr die Linie, gelangte jedoch nicht auf die Startbahn. "Als die Fluglotsen das gesehen haben, brachen sie den Start der Lufthansa ab", erklärte sie. Die Lufthansa-Maschine sei in einiger Entfernung von dem EgyptAir-Flugzeug zum Stehen gekommen.

Audioaufzeichnungen aus dem Tower verdeutlichten die Aufregung unter den Fluglotsen. "Nein! Halt, halt, halt, halt!", rief jemand im Tower, als die EgyptAir die Linie überfuhr. "Start abbrechen!", rief ein Fluglotse dem Lufthansa-Kapitän zu. Die Aufzeichnungen wurden im Internet auf der Seite LiveATC.net veröffentlicht.

Der Kapitän bremste seinen Airbus A340 scharf ab und stoppte. Danach erklärte er, er befürchte, die Bremsen der Maschine bei dem Manöver überhitzt zu haben. Daraufhin wurde das Flugzeug von Ingenieuren überprüft und konnte etwa zwei Stunden später nach München starten. Verletzt wurde niemand. Auch der EgyptAir-Flug konnte mit Verspätung nach Kairo fliegen. Die FAA will nun den Funkverkehr mit dem Tower auswerten und prüfen, ob der Pilot der EgyptAir Anweisungen der Fluglotsen nicht befolgte.

Die Flugsicherheitsbehörden befürchten eine wachsende Gefahr durch Kollisionen auf den Startbahnen. Im Dezember bog eine Maschine der JetBlue am Flughafen Boston falsch ab und gelangte fast auf die Startbahn, wo ein anderes Flugzeug gerade startete.

Der tödlichste Unfall in der Geschichte des Luftverkehrs war eine solche Kollision. Im Jahr 1977 stieß auf dem Flughafen von Teneriffa eine Boeing 747 der KLM mit einem Jumbo der Pan Am zusammen. 583 Menschen kamen ums Leben.