Tragisches Ende eines Werbe- und Fotografierflugs über dem Hessentag – Gefährt geht nach missglückter Landung in Flammen auf

Reichelsheim. Tragisches Ende einer Zeppelinfahrt: Der Pilot eines Luftschiffs rettete nach einer missglückten Landung im hessischen Wetteraukreis am Pfingstwochenende seine drei Passagiere und kam dann selbst in dem brennenden Gefährt ums Leben.

Das Luftschiff war vor dem Unglück am Abend des Pfingstsonntags zu einem Werbeflug über dem Hessentag unterwegs, bei dem drei Journalisten Luftaufnahmen von dem Fest in Oberursel machten. Bei der Landung auf dem Flugplatz Reichelsheim bei Friedberg fing es aus bislang ungeklärter Ursache Feuer. Die drei Passagiere konnten mit Hilfe des Piloten noch rechtzeitig abspringen und blieben unverletzt. Der 52-jährige Luftschiffführer selbst starb unter dramatischen Umständen in den Flammen des somit erleichterten und wieder in der Höhe geschnellten Luftschiffs. Zeugen hörten ihn noch aus 40 Meter Höhe rufen.

Die drei geretteten Journalisten zeigten sich schockiert von dem Tod des Australiers. „Mike war ein routinierter Pilot“, sagte der Pressefotograf Joachim Storch, der wie seine beiden Kollegen vom privaten Fernsehsender RTL – einem Mann und einer Frau – dank der umsichtigen Reaktion des Piloten dem Tod entging. „Er ist unseren Hinweisen immer minutiös und mühelos gefolgt“, fügte er nach dem Unfall hinzu, von dem noch Stunden danach in der Nacht zum Montag eine kilometerweit sichtbare große Rauchwolke zeugte.

Bei dem Luftschiff handelte es sich um einen „Blimp“, der im Gegensatz zum historischen Zeppelin kein Innengerüst hat und dessen Hülle mit unbrennbarem Helium gefüllt ist. Er war am Samstagabend um 18.00 Uhr in Reichelsheim gestartet und gegen 20.15 zu dem dortigen Flugplatz zurückgekehrt. Nachdem bereits Brandgeruch zu vernehmen war, konnten die drei Passagiere das havarierte Luftschiff verlassen, indem sie aus niedriger Höhe über dem Rollfeld absprangen. Wie ein Polizeisprecher auf dapd-Anfrage sagte, gewann das somit leichter gewordene zweimotorige Prallluftschiff vom Typ Lightship A60 dann wieder an Höhe und ging in Flammen auf. Der Pilot verbrannte, das Wrack des Zeppelins stürzte schließlich wenige hundert Meter entfernt auf einem Feld ab.

Die Unglücksursache war auch am Pfingstmontag noch nicht bekannt. Experten der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchungen in Braunschweig waren noch vor Ort mit den Ermittlungen beschäftigt. Ihre Untersuchungen werden noch mindestens ein, zwei Tage dauern, wie Polizeisprecher Jörg Reinemer sagte. Das Wrack des Zeppelins konnte daher zunächst auch noch nicht geborgen werden.

Der Bad Homburger Pressefotograf Storch schilderte im Gespräch mit dapd den dramatischen Unglücksverlauf. Danach rief der Pilot seinen drei Passagieren zu: „We had an accident!“ („Wir hatten einen Unfall!“) und dann noch: „I crashed the airship!“ („Ich habe das Luftschiff zertrümmert!“). Schlagartig hätten die Insassen eine Hitzewelle vom hinteren Ende der Gondel, wo die Motoren sitzen, verspürt und seien aus niedriger Höhe durch Fenster und Tür abgesprungen. Der Pilot habe das Luftschiff nach dem ersten Bodenkontakt nicht unten halten können.

Laut Ermittlungsstand von der Nacht zum Montag zerschellte beim Aufsetzen auf die Rollbahn aus ungeklärten Gründen das kleine einachsige Fahrwerk unter der Gondel. Offenbar kam es danach zu dem Brand.

Die Firma Goodyear Dunlop, in deren Auftrag das von Lightship Europe Limited betriebene Luftschiff flog, reagierte mit großer Betroffenheit auf den Unfall. Goodyear habe zwei derartige Luftschiffe für Werbezwecke gemietet, werde nun aber auch das zweite bis auf weiteres nicht mehr einsetzen. „Zu diesem Zeitpunkt gelten unsere Gedanken und unser Mitgefühl der Familie und den Angehörigen des Piloten“, erklärte die Reifenfirma. Anlässlich des Vorfalls habe Goodyear die übrigen Veranstaltungen auf dem Hessentag abgesagt. (dapd)