Kein komisches Umfrageergebnis: Deutsche landeten im internationalen Vergleich nur auf dem 15. Platz. Amerikaner klare Sieger.

London. Die einfachen Fragen lauteten: Welches Volk kann Mitmenschen am besten zum Lachen bringen, und welches Volk kann dies eben nicht - jedenfalls nicht so gut? Die rund 30.000 Antworten, die von der Social-Networking-Plattform Badoo in der ganzen Welt eingesammelt wurden, sind ein Schlag ins Gesicht für die Deutschen. Denn in diesem repräsentativen internationalen Vergleich landeten sie weit abgeschlagen auf dem 15. Platz. Die Amerikaner dagegen, die derzeit eigentlich nicht viel zu lachen haben, gingen aus dieser Umfrage als klare Sieger hervor. Sie dürfen sich ab jetzt "witzigste Nation der Welt" nennen.

Auf Platz zwei und drei folgen - auch das ist eine Überraschung - die Spanier und die Italiener. Die Briten dagegen, die sich auf ihren Humor bekanntermaßen etwas einbilden, sind längst nicht so witzig, wie sie denken. Unter 15 Ländern liegen sie nur auf dem siebten Platz, sogar noch zwei Plätze hinter den Franzosen. Humor ist zwar immer auch eine Geschmacksfrage, aber vielleicht sind die Amerikaner tatsächlich würdige Gewinner. Schließlich haben sie der Welt viele großartige Sitcoms und Stand-up-Comedians geschenkt.

Aber haben die Deutschen wirklich ein solch humorloses Image verdient? Der Gedanke, dass das Volk der Dichter und Denker ernster daherkommt als andere, ist nicht neu. Der amerikanische Schriftsteller Mark Twain hat schon vor über einem Jahrhundert verkündet, dass deutsche Witze nicht zum Lachen geeignet seien. Dieses Klischee stammt wahrscheinlich von dem deutschen - oder preußischen - Ruf der Tüchtigkeit und Vernünftigkeit, Eigenschaften, die mit Humor angeblich nicht kompatibel sind. So hat Deutschland auch eine ganz andere Komödientradition (insbesondere eine auf das 19. Jahrhundert zurückgehende Tradition des Kabaretts), bei der politische Satire und lustige Lieder miteinander vermischt werden - was im Ausland bisher nur selten für Lacher sorgte.

Einer der wenigen erfolgreichen deutschen Spaß-Exportartikel ist der Comedian Henning Wehn, 37, der aus Hagen im Ruhrgebiet stammt. Seine Masche, mit britischen Vorurteilen über die deutsche Humorlosigkeit und Rationalität zu ätzen, kommt in Großbritannien seit über sieben Jahren ziemlich gut an. In seiner Show kann er es sich inzwischen sogar leisten, treudeutsch-spießig seine eigenen Witze zu analysieren, um dem zunächst irritierten Publikum zu erklären, warum diese witzig sind, was dann ziemlich witzig wird. Als er jedoch mal versucht hat, mit dieser Masche Naziwitze zu sezieren, blieb der Applaus aus und wurde durch Pfiffe und Buhrufe ersetzt.

Wehn glaubt, eine einfache Erklärung für die lustige Differenz gefunden zu haben: "Einer der Gründe sind die Unterschiede in Grammatik und Satzstruktur zwischen den beiden Sprachen Deutsch und Englisch." Viele englischsprachige Witze beruhten auf der Möglichkeit, das Schlüsselwort des Witzes an das Ende des Satzes zu setzen. Überhaupt lebten ja viele Witze im Englischen von Wortspielen und beabsichtigten Wortverwechslungen, wohingegen die größere Genauigkeit des Deutschen es gerade erschwere, solche Verwechslungen zu erzeugen. Für Wehn ist genau dies der Grund, "dass wir Deutschen körperlichen Humor so mögen. Ein alter Knacker, der über eine Torte fällt oder sie ins Gesicht bekommt, ist immer witzig, sogar während einer Hungersnot."

Der deutsche Comedy-Botschafter Wehn lässt sich von der schlechten Platzierung der Deutschen nicht einschüchtern. Über alles zu lachen sei nur ein Zeichen von Naivität, meint er. "Letztlich lieben wir Deutschen es, genauso wie die Briten, zu lachen. Mit dem Unterschied, dass wir am liebsten lachen, wenn die Arbeit erledigt ist, wohingegen es die Briten vorziehen zu lachen, anstatt zu arbeiten."