Erfurt. Nachdem man ihm die Hand- und Fußfesseln abgenommen hatte, verlas der 43 Jahre alte Angeklagte zum Prozessauftakt eine persönliche Erklärung. Darin räumte der ehemalige Herstellungsleiter des Kinderkanals (Ki.Ka) von ARD und ZDF ein, Millionen in die eigene Tasche gewirtschaftet zu haben. "Ich habe mein Privatleben in Spielbanken verbracht und Vermögen an Automaten verspielt", sagte er. Er wisse jetzt, dass er Hilfe benötige.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem notorischen Spieler, der eine Goldene Kundenkarte für das Erfurter Kasino besaß und bis zu 40 000 Euro an einem Abend verspielte, Bestechlichkeit und Untreue in besonders schweren Fällen vor. 8,2 Millionen Euro sind versickert, wegen der Verjährungsfrist sind jedoch nur die Betrügereien seit November 2005 prozessrelevant. In diesem Zeitraum überwies der Angeklagte Scheinrechnungen in Höhe von mehr als 4,6 Millionen Euro an eine Berliner Produktionsfirma. Das Geld habe er sich später mit der Firma geteilt. Bargeld wurde zum Teil in Kuverts und DVD-Hüllen übergeben. Neben seiner Spielsucht sah er auch eine Mitverantwortung beim Sender: Er habe als Einziger im Sender von den Unterschlagungen gewusst, sagte er, dennoch habe es all die Jahre nie Nachfragen gegeben, ob hinter den bezahlten Rechnungen auch tatsächlich Leistungen standen.