Benedikt XVI. leitete die Freiluftmesse in Zagreb. Das katholische Kirchenoberhaupt stellt sich hinter den kroatischen EU-Beitritt.

Zagreb. Papst Benedixt XVI. hat bei einer Freiluftmesse mit rund 400.000 Gläubigen in Kroatien einen Zerfall des Familienlebens in Europa beklagt. Die Messe unter freiem Himmel im Hippodrom der Hauptstadt Zagreb war Höhepunkt eines zweitägigen Besuchs Benedikts anlässlich des Familientags der katholischen Kirche in Kroatien. Der Papst rief junge Paare dazu auf, das Bündnis der Ehe einzugehen und Kinder zu bekommen. Außerdem bekräftigte er die Ablehnung der Kirche gegenüber Abtreibungen.

Zum Auftakt seines Besuchs am Sonnabend stellte sich der Papst hinter die Bemühungen des Landes zur Aufnahme in die EU. Angesichts der Geschichte und Kultur Kroatiens sei eine Aufnahme in die Europäische Union „logisch, gerecht und notwendig“, erklärte der Papst am Samstag bei seiner Ankunft auf dem Flughafen von Zagreb.

Kroatien sei Teil Europas und habe in einzigartiger Weise zu den geistigen und moralischen Werten beigetragen, die jahrhundertelang das tägliche Leben und die nationale Identität der Europäer geprägt hätten, erklärte Benedikt weiter. Der kroatische Staatspräsident Ivo Josipovic, der den Papst am Flughafen empfing, stimmte zu. Er erklärte, die Einheit Europas sei im Wesentlichen ein christliches Projekt. Wegen der christlichen Wurzeln der kroatischen Volkes sei er überzeugt, dass die Bürger einem EU-Beitritt mit klarer Mehrheit zustimmen würden.

Im Juni oder Juli könnten die Beitrittsverhandlungen zwischen der EU und Kroatien formell abgeschlossen werden. In offiziellen Meinungsumfragen sprechen sich bisher nur rund 50 Prozent der Befragten für den EU-Beitritt aus.

Für Benedikt war es die erste Reise in das überwiegend katholische Land als Papst. Sein Vorgänger Johannes Paul II. war während seiner Amtszeit drei Mal in Kroatien.

In Kroatien wurde allerdings auch Kritik am Papst-Besuch laut. Dabei ging es um die Kosten in Höhe von zwei Millionen Euro, aber auch um den Umgang der katholischen Kirche mit Missbrauchsfällen.

Nach der Freiluftmesse leitete der Papst einen Abendgottesdienst in der gotischen Kathedrale von Zagreb und betete vor dem Grab von Kardinal Alojzije Stepinac, den Johannes Paul II. während eines Besuchs 1998 seligsprach. Stepinac gilt den Katholiken als Held, weil er dem Kommunismus Widerstand leistete und sich weigerte, die kroatische Kirche vom Vatikan loszulösen. Seine Seligsprechung war dennoch umstritten, weil viele Serben und Juden ihm vorwarfen, mit den Nazis zu sympathisieren.

Benedikt XVI. sagte, Stepinac habe dank seines christlichen Gewissens gewusst, sich beiden Formen des Totalitarismus' - Kommunismus und Faschismus – zu widersetzen. Er würdigte den Kardinalen als „Verteidiger der Juden, der Orthodoxen und von allen Verfolgten“.