Andernfalls verlangt der Somalier von gekidnappten Dänen eine Million Dollar pro Person

Kopenhagen. Vier Wochen Geiselhaft haben bei den sieben Dänen, die seit Februar in der Hand somalischer Piraten sind, tiefe Spuren hinterlassen. Sie leben unter unvorstellbaren Zuständen. Das berichtete Kristian Komoe von der Zeitung "Ekstra Bladet". Er durfte die Gefangenen kurz sehen. Am schlimmsten leiden die Mutter der Familie Quist Johansen und die 13 Jahre alte Tochter Naja.

Die Familie wird mit 20 Griechen auf einem Schiff gefangen gehalten

Die beiden Frauen müssen sich verschleiern. Schlimmer noch: Der Piratenboss hat ein Auge auf die blonde Schülerin geworfen. "Wir wollen eine Million Dollar pro Geisel", sagte der schwer bewaffnete Mann dem Journalisten. "Sag dem dänischen Volk, dass wir es ernst meinen. Wir töten sie, wenn wir angegriffen werden." Dann fügte er hinzu: "Wenn ich aber das kleine Mädchen heiraten darf, dann lassen wir alle frei - ohne dass es was kostet." Kein anderer Pirat protestierte gegen diesen makabren Geschäftsvorschlag.

Am 1. August 2010 war die Familie Quist Johansen mit zwei Gästen an Bord zu einer Weltumseglung aufgebrochen. Mitte Februar segelten sie auf ihrer Yacht "Ing" trotz aller Warnungen vor Piraten Richtung arabische Halbinsel. Vater Jan Quist Johansen, 52, teilte auf seiner Webseite sogar mit, wo genau die "Ing" sich gerade befand. Vielleicht spielte er damit den Gangstern in die Hände, denn auch in Somalia gibt es Internet. Nach dem Überfall am 24. Februar wurde die Familie erst an Land gebracht, ein somalischer Bürgermeister wollte vermitteln. Alle waren optimistisch. Bis dann am 19. Tag der Geiselhaft Regierungstruppen die Piraten angriffen, neun Soldaten und mehrere Piraten starben. Die Dänen konnten jedoch nicht befreit werden und wurden nach dem Angriff auf das gekaperte griechische Frachtschiff "MV Dover" gebracht. Hier warten sie nun zusammen mit 20 Griechen auf Freiheit.

Die Zustände auf der "MV Dover" sind katastrophal. Meist muss sich die Familie in einem geschlossenen Raum unter Deck aufhalten. Kristian Komoe war 24 Stunden an Bord und froh, als er das Piratenschiff wieder verlassen konnte. "Es ist über 30 Grad heiß, der Gestank von Abfall, Essensresten und dem Blut geschlachteter Tiere ist unerträglich. Das Wasser ist verschmutzt, die Piraten schlachten jeden Tag drei Ziegen, überall liegen die Schlachtreste herum. Schon allein der Gestank kann zum Kollaps führen. Die Toiletten sind so schlimm, dass ich sie nicht benutzte, und das Essen konnte ich auch nicht anrühren, so schrecklich ist es."

Die Familie befindet sich die meiste Zeit in ihrem Raum, der von drei bis fünf Khat-kauenden und mit Maschinenpistolen bewaffneten Piraten bewacht wird. Nur Vater Jan Quist Johansen kann sich hin und wieder frei bewegen. Mit dem Journalisten wollte er nicht reden. Nur so viel: "Sie haben mir gesagt, dass die Verhandlungen erschwert werden, wenn wir mit euch sprechen." Auch Mutter Birgit Marie Johansen, 48, und Naja trauten sich nicht, etwas zu sagen. Alle sieben Dänen wirkten erschöpft, traurig und müde.

Psychologe in Sorge: "Dieser Piratenchef ist krank"

Trauma-Psychologe Henrik Lyng von dänischen Bereitschaftscenter für Krisenhilfe ist deshalb in großer Sorge. "Jetzt werden die Drohungen gezielt gegen Personen gerichtet, nicht nur gegen die ganze Familie. Dieser Piratenchef ist krank, er weiß ganz genau, dass sein Vorschlag sinnlos ist. Er will nur erhöhten Druck ausüben. Und das kann die Familie schwer belasten, vor allem den Vater, denn nun kommen sexuelle Untertöne mit ins Spiel. Sie reden von Naja wie von einer Frau. Das wird dem Vater schwer zu schaffen machen."