In Berlin wollte ein Junge seine Freundin vor den Lästereien ihrer Mitschülerinnen im Internet bewahren - und wurde brutal verprügelt.

Berlin. Nach der Misshandlung eines 17-Jährigen in Berlin-Wedding durch 20 Jugendliche ist der junge Mann aus dem Krankenhaus entlassen worden. Er war am Sonnabend laut Polizei nach einem gescheiterten Streitgespräch, das er zwischen seiner Freundin und ihren sie im Internet mobbenden Mitschülerinnen organisiert hatte, von den Jugendlichen vor dem U-Bahnhof Osloer Straße bewusstlos geprügelt worden. Der 17-Jährige erlitt dabei schwere Kopfverletzungen. Bei den Ermittlungen nahm die Polizei am Montag vier Jungen und zwei Mädchen im Alter zwischen 14 und 18 Jahren vorläufig fest. Sie befinden sich inzwischen wieder auf freiem Fuß.

Derweil fordern Eltern die Abschaltung der Internetseite „I share Gossip“, auf der die 18 Jahre alte Freundin des Prügel-Opfers gemobbt wurde. „Diese unsägliche Mobbing-Seite muss umgehend abgeschaltet werden“, sagte der Vorsitzende des Berliner Landeselternausschusses, Günter Peiritsch, am Mittwoch. Auf „I share Gossip“ können Nutzer anonym Kommentare hinterlassen.

Behörde prüft Indizierung von Mobbing-Website

Unabhängig von dem Übergriff in Berlin läuft bei der Bundesprüfstelle für Jugendgefährdende Medien (BPJM) derzeit ein Verfahren gegen die Internetseite. Eine andere Behörde habe im Februar einen Antrag gestellt, die Seite auf die Indexliste zu setzen, sagte die stellvertretende Behördenleiterin, Petra Meier. Die Anbieter von „I share Gossip“ hätten noch bis Donnerstag (24. März) Zeit, zum Sachverhalt Stellung zu nehmen. Die Entscheidung der Behörde könne dann „sehr kurzfristig“ fallen.

Als Folge der Indizierung wäre die Internetseite nicht mehr über die gängigen Suchmaschinen auffindbar. Abschalten lässt sie sich über den Rechtsweg jedoch nicht. Die Anbieter der Seite können nach Angaben der BPJM nicht weiter durch Aufsichts- oder Bußgeldverfahren belangt werden, da sie die Seite vom Ausland aus betreiben.

Nach Meinung von Psychologen führen derartige Internetseiten zu einer neuen Qualität von Mobbing an Schulen. Anders als bisher, höre das Internet-Mobbing auch nach Schulschluss nicht auf, sagte die Jugendpsychologin Mechthild Schäfer im Deutschlandfunk. Zudem blieben die beleidigenden Kommentare dauerhaft im Netz.

Der leitende Generalstaatsanwalt der Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (ZIT) in Frankfurt am Main, Hans-Josef Blumensatt, sagte: „Cybermobbing ist keine Schulhofreiberei, sondern eine ernsthafte Straftat“.