Mitglieder der italienischen Baumafia haben inzwischen die gesamte deutsche Bauindustrie unterwandert. Jetzt haben Fahnder Verdächtige verhaftet.

Köln. Schlag gegen die italienische Baumafia in Deutschland: Fahnder haben am Dienstag in mehreren Bundesländern 43 Wohnungen und Geschäftsräume italienischer Baufirmen durchsucht.Schwerpunkt der Aktion war der Großraum Köln. Zehn per Haftbefehl gesuchte Verdächtige seien verhaftet worden, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft in Köln mit. Die Männer sollen zu einer Bande gehören, die über Strohmann-Gesellschaften Steuern hinterzogen hat. Schaden: Rund 30 Millionen Euro.

“Schon die bisherigen Ermittlungsergebnisse machen erschreckend deutlich, in welchem Ausmaß die heimische Bauindustrie von diesen hoch organisierten italienischen Gruppierungen unterwandert ist“, hieß es in der Mitteilung der Behörden. „Diese Form der organisierten Wirtschaftskriminalität entfaltet eine enorme und bedrohliche gesellschaftsschädigende Wirkung.“

Die Masche der Täter ist immer gleich: Die Rädelsführer gründen angebliche Baufirmen und setzen Strohmänner als Geschäftsführer ein. Über diese Gesellschaften werden unter anderem Schwarzarbeiter beschäftigt, Scheinrechnungen erstellt und Gelder gewaschen. So werden Finanzamt und Sozialbehörden um Millionenbeträge geprellt.

Den jetzt Festgenommenen - überwiegend Sizilianer im Alter von 33 bis 60 Jahren - waren die Ermittler der „EG Rizzo“ bereits seit Ende 2009 auf den Fersen. Auf ihre Spur kamen sie, nachdem eine ähnliche Gruppierung aufgeflogen war - deren Mitglieder waren in Köln zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt worden.

An der Razzia am Dienstag waren insgesamt knapp 300 Kripobeamte und Steuerfahnder beteiligt. In Nordrhein-Westfalen wurden Wohnungen und Büros in Köln, Düsseldorf, Leverkusen, Euskirchen, Höxter, Alsdorf und im Rhein-Sieg-Kreis durchsucht. Außerdem schlugen die Fahnder in Würzburg und Koblenz sowie in Hanau und Solms (beides Hessen) zu.

Mit der Aktion ist nach Polizeiangaben zwar eine bedeutsame Gruppierung zerschlagen worden. „Aber wir müssen davon ausgehen, dass noch eine Vielzahl ähnlicher Straftäter in Deutschland am Werke ist“, sagte ein Sprecher. „Das ist noch eine viel größere Blase.“